c't 2/2021
S. 38
Aktuell
Prozessoren

Bit-Rauschen

Halbleitertechnik für die EU und die USA, x64-Emulator für ARM-Windows

Nach den USA will nun auch die EU Milliardenbeträge in die Förderung der Halbleiterproduktion stecken. Microsoft veröffentlicht eine Vorabversion der Emulationsschicht zur Ausführung von x86-64-Software auf den wenigen ARM-Windows-Notebooks.

Von Christof Windeck

Jahrelang lautete das Mantra der IT-­Branche: Billiger fertigen lassen und mehr verdienen. Damit verlagerten sich immer mehr Fertigungsschritte nach Asien – nicht nur nach China, sondern etwa auch nach Taiwan, Südkorea, Singapur, Vietnam, Malaysia und Japan. In den USA sind zwar marktführende Chipfirmen wie Intel, Apple, AMD, Nvidia, Micron und Xilinx ansässig, herstellen lassen die meisten ihre Produkte aber letztlich in Asien. Die koreanischen Firmen Samsung und SK Hynix fahren mittlerweile fast 70 Prozent der weltweiten Umsätze mit DRAM-Chips für den Arbeitsspeicher von PCs, Servern und Smartphones ein. Samsung, die japanische Kioxia und SK Hynix verkaufen auch mehr als die Hälfte des NAND-Flash für SSDs und Speicherkarten. Samsung gehört zudem nach Taiwan Semiconductor Manufacturing Company (TSMC) zu den weltweit größten Logikchip-Auftragsfertigern, die Branchenriesen wie Apple, AMD, Nvidia und Intel bedienen. Die meisten Leiterplatten und viele essenzielle Komponenten kommen ebenfalls aus der VR China. Engpässe in Asien können weite Kreise ziehen, sogar bei Centartikeln wie SMD-Widerständen und Chipkondensatoren.

Für ihre Entwicklungen zur EUV-Litho­grafie erhielten die Firmen Zeiss und Trumpf sowie das Fraunhofer-Institut Jena den Deutschen Zukunftspreis 2020. Von links nach rechts: Dr. Peter Kürz (Zeiss), Dr. Michael Kösters (Trumpf) und Dr. Sergiy Yulin (Fraun­hofer-Institut Jena).
Bild: Deutscher Zukunftspreis/Ansgar Pudenz

Die EU wiederum ist zwar gut bestückt mit Entwicklern und Fertigern typischer „Automotive“-Controller für Fahrzeuge, von MEMS-Sensoren, Leistungshalbleitern und Sicherheitschips. Denn in der EU sitzen in diesen Bereichen führende Firmen wie Infineon, NXP, STMicro­electronics und Bosch. Doch Automobilindustrie, Luftfahrt, Rüstung, Maschinenbau und Medizintechnik brauchen zunehmend Hochleistungsprozessoren etwa für KI-Algorithmen – und die gibt es nur im Ausland. Dass sich das US-Unternehmen Nvidia den britischen CPU-Entwickler ARM unter den Nagel reißt, wird unter dem Aspekt der digitalen Souveränität durchaus kritisch beäugt. In der EU findet sich zudem kein Chipfertigungswerk für Strukturen unterhalb von 14 Nanometern. In den USA sieht es besser aus, hier fertigt Intel immerhin schon 10-Nanometer-­Chips und der erwähnte Branchenprimus TSMC will in den USA eine neue „Fab“ für 5 Nanometer und darunter bauen. Intel-­Chef Bob Swan hat trotzdem in einem offenen Brief an Joe Biden geschrieben, dass noch sehr viel mehr Geld nötig ist. Außerdem regt Swan die Entwicklung einer nationalen Strategie für mehr heimische Chips an.

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