Bundestagswahl: Buzzwords statt Sachverstand

Als c’t-Redakteur freut man sich darüber, dass Digitales im diesjährigen Wahlkampf eine größere Rolle spielt denn je. Bis man die Parteiprogramme liest. Denn dort wird allerlei Fragwürdiges über Technik zusammengedichtet, vor allem zu den Hype-Themen Blockchain und KI.

Beispiel Union: Sie will bei der Digitalisierung von „Akten und Urkunden bei Planungsprozessen“ die „Chancen der Blockchain-Technologie nutzen“. Das wäre ungefähr so sinnvoll wie Rasenmähen mit dem Hubschrauber – und erinnert an die im Frühjahr kurzzeitig verfolgte Idee, den Impfpass mit fünf Blockchains zu sichern. Doch die Union hat noch mehr vor: Sie möchte allgemein „weitere Anwendungsmöglichkeiten für die Blockchain schaffen“, also für Technik die passenden Probleme erfinden, statt Probleme mit der passenden Technik zu lösen. Dabei gibt es in deutschen Amtsstuben wahrlich genug Probleme.

Auch die FDP spart nicht mit Buzzwords. Die Liberalen wollen in „die Entwicklung von künstlicher Intelligenz, Virtual Reality beziehungsweise Augmented Reality in der Verwaltung“ einsteigen. Als hätten die Behörden nicht genug damit zu tun, Akten und Anträge überhaupt erst einmal zu digitalisieren.

Ein bisschen geschickter stellen sich die Grünen an: Sie planen keine abstrusen Blockchain-Projekte. Allerdings verkaufen sie Technik als Wundermittel gegen den Klimawandel, um ihr Image als Verbotspartei loszuwerden. Zum Beispiel erhoffen sie sich vom autonomen Fahren „mehr Mobilität bei weniger Verkehr“. Die Botschaft: Mit KI und Daten kann man die Welt retten, ohne sich einschränken zu müssen. Seriös ist das nicht. Und auch in den Programmen der anderen Parteien mangelt es an konkreten, realistischen Plänen für die Digitalisierung.

Also, liebe Parteien, bitte konzentriert Euch auf die Grundlagen. Erklärt uns, wie Ihr Verwaltung und Schulen endlich ins 21. Jahrhundert bringen wollt, statt uns mit Blockchain und KI Sand in die Augen zu streuen.