c't 14/2021
S. 40
Aktuell
Neues Windows

Reise ins Sonnental

Wie das nächste Windows werden könnte

Ankündigungen zum Thema Windows macht Microsoft zwar hin und wieder, doch die für den 24. Juni angekündigte Veranstaltung zur nächsten Windows-Version mit dem Codenamen „Sun Valley“ könnte es in sich haben.

Von Jan Schüßler

Microsoft-Chef Satya Nadella sprach im Mai auf der Entwicklerkonferenz Build von einem „der wichtigsten Updates für Windows seit den letzten zehn Jahren“, über das die interessierte Öffentlichkeit bald mehr erfahren solle. Am 24. Juni um 17 Uhr unserer Zeit will Microsoft Nägel mit Köpfen machen und in einer Live-Show zeigen, in welche Richtung sich Windows künftig entwickeln wird.

Der Konzern schweigt über den genauen Inhalt der Veranstaltung, doch es darf als sicher gelten, dass die kommende, bislang unter dem Codenamen „Sun Valley“ firmierende Windows-Version vorgestellt wird, mit mindestens leichten, eventuell aber auch größeren Veränderungen der Oberfläche. Auch die Store-Regeln für Entwickler dürften gelockert werden, und vielleicht kriegt Windows sogar einen neuen Namen. Doch der Reihe nach.

Das nächste Windows ist im Betastadium, zeigt aber nur Detailänderungen – bislang, denn am 24. Juni könnten spannendere Neuerungen ins Haus stehen.

Was schon da ist

Im Betatestprogramm „Windows Insider“ verteilt Microsoft im Dev-Kanal schon seit Monaten unfertige Versionen von „Sun Valley“, deren weitere Entwicklung wohl gegen Ende dieses Jahres in die Veröffentlichung eines „Windows 10 Version 21H2“ münden dürfte. Bei einem Blick auf die aktuelle Ausgabe fällt allerdings noch gar nicht so viel Neues auf: Es gibt überarbeitete Icons im Startmenü, im Datei-Explorer und in der Einstellungen-App. Die seit Windows 8 etablierten harten Ecken und Kanten werden hier und dort etwas weicher und runder.

Auch einige Systemfunktionen sind verbessert worden. So hat Microsoft die Datenträgerverwaltung und das Management für Storage Spaces in die moderne Einstellungen-App übertragen. Virtuelle Desktops lassen sich umsortieren und mit separaten Hintergrundbildern versehen. Außerdem gibts Detailverbesserungen an Touch-Tastatur und Zwischenablageverlauf und noch mehr Kleinigkeiten.

Das alles ist durchaus praktisch und schick, allerdings: Es handelt sich immer noch klar erkennbar um ein normales Windows 10, nur eben mit etwas Feinschliff. Solch graduelle Veränderungen sind nichts Besonderes; Microsoft hat sie seit der Veröffentlichung des Ur-Windows-10 vor sechs Jahren immer wieder vorgenommen. Wirklich Neues oder gar Spektakuläres ist bislang nicht zu erkennen.

Was kommen könnte

Das für Dual-Screen-Geräte optimierte Windows 10X, das Microsoft schon vor gut anderthalb Jahren auf dem nach wie vor unveröffentlichten Klapp-Tablet namens Surface Neo gezeigt hat, wurde vor ein paar Wochen offiziell eingestampft. Teile des Bedienkonzepts sollen stattdessen ins reguläre Windows wandern. Doch von Chrome-OS-artig umgestalteter Taskleiste und kachellosem Startmenü ist in den Insider-Vorabversionen bislang nichts zu sehen. Die am 26. Mai veröffentlichte Windows-Betaversion mit der Build-Nummer 21390 ist bei Redaktionsschluss nach wie vor aktuell – das ist ungewohnt lange; eigentlich schiebt Microsoft jede Woche eine neue Version in den Dev-Kanal. Wir rechnen damit, dass Microsoft parallel zum Event am 24. Juni eine neue Betaversion freigibt, die dann im besten Fall auch wirklich Spannenderes zu bieten hat.

Abseits davon dürfte Microsoft auch versuchen, den derzeit mehr oder weniger toten Store zu reanimieren: Laut Nadella will Microsoft mit der „nächsten Generation von Windows“ Entwicklern reizvollere Möglichkeiten zur Monetarisierung anbieten. Passend dazu will der Microsoft-­nahe US-Journalist Zac Bowden erfahren haben, dass manche Store-Regeln deutlich gelockert werden sollen. Demnach dürften Entwickler künftig auch ungepackte Win32-Anwendungen bereitstellen sowie Apps und Updates komplett auf eigener Infrastruktur hosten können; sogar fremde Handelsplattformen für In-App-Käufe könnten zulässig werden.

Abgesehen davon finden sich im Netz auch – wie könnte es anders sein – kreative Spekulationen, ob die neue Windows-Version einen neuen Namen bekommt. Zwar hat Microsoft stets betont, dass Windows 10 das „letzte Windows“ sei, doch schon der bloße Beginn von Microsofts Präsentation um 11 Uhr Ortszeit befeuert die Theorie, dass ein „Windows 11“ vor der Tür stehen könnte. Aber auch „Windows 365“ oder ein schlichtes „Windows“ ohne eine Marketing-Zahl hält man für denkbar. Namensvermutungen hin oder her: Interessant dürfte es am späten Nachmittag des 24. Juni auf jeden Fall werden. (jss@ct.de)

Microsoft-Livestream: ct.de/y3ye

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