c't 13/2021
S. 122
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Bild: Albert Hulm

Vertrauenssache

Besser informiert mit Wertpapieren handeln

Investiert man in Eigenregie Geld in Wertpapiere, braucht man eine solide Wissensgrundlage. Dafür gibt es online gute Quellen. Unsere Übersicht hilft, sicher an der Börse zu handeln, Fallstricke zu vermeiden und unseriöse Absichten zu erkennen.

Von Tobias Engler

Private Investitionen in Aktien und Fonds erleben derzeit einen Boom. Das kommt nicht von ungefähr: Mit Wertpapieren kann man auf lange Sicht erheblich mehr Rendite erzielen als mit den derzeitigen Niedrig- oder gar Minus­zinsen auf Sparbücher, Tagesgeld- und Festgeldkonten. Die Online-Angebote insbesondere von Direktbanken und auf den Wertpapierhandel spezialisierten sogenannten „Neobrokern“ haben Einstieg und Handel deutlich vereinfacht. Sie bieten Depots und Orders auch meist zu deutlich niedrigeren Entgelten an als klassische Filialbanken. Nicht zuletzt hatten viele Menschen während der Corona-­Pandemie Zeit (und bei reduziertem Konsum genug Überschüsse), um sich mit dem Thema Geldanlage intensiver auseinanderzusetzen.

Dabei zeigt sich: Die historischen Wachstumsraten von Aktienindizes wie DAX oder Dow Jones vor Inflation und Steuern liegen zwischen sechs bis über zehn Prozent pro Jahr, wenn man Zeiträume zwischen zehn und zwanzig Jahren betrachtet. Doch wo solche satten Gewinne locken, drohen auch Risiken. Gute ­Information hilft, letztere zu verkleinern. Folgt man schlechtem Rat, kann das finanziell verheerende Konsequenzen haben. Das Netz ist voll von beidem. Unser Überblick gibt eine erste Orientierung.

Zinseszins nutzen

Geldvermehrung fängt mit den einfachen Dingen an. Die genannten sechs bis zehn Prozent pro Jahr übertreffen bereits für sich genommen die Verzinsung klassischer Sparprodukte deutlich. Doch solche Zinsen spielen erst über den Zinseszinseffekt ihre wahre Stärke aus. Bei Anlagen in Aktien oder Fonds – einschließlich der börsengehandelten, passiv verwalteten Indexfonds (ETF, „Exchange Traded Funds“) – bedeutet das, dass man erzielte Erträge auch wieder investieren sollte. Bei ETFs wählt man daher am besten solche aus, die Erträge wieder anlegen („thesaurierend“) und eine niedrige Kostenquote („TER“, „Total Expense Ratio“) haben.

Je höher das Anfangskapital und der Zinssatz, umso schneller wirkt sich der Effekt auf Anlagen aus. Mit der Seite Zinsen-berechnen.de kann man Beispiele mit selbst gewählten Variablen wie Laufzeit oder Kurszuwachs durchgehen und bekommt ein Gefühl für die Entwicklung über unterschiedlich lange Zeiträume. Nutzt man dafür die oben genannten historischen Wachstumsraten als Grundlage, bekommt man eine weitere Hilfestellung, um Finanzangebote sachlich zu bewerten.

Doch Vorsicht: Höhere Zinssätze gehen allgemein mit höherem Risiko einher. Finanzanlagen, die weniger Ertrag bieten, sollten also sicherer sein als die Anlage in einen Index. Dass das in vielen Fällen nicht so ist, können Sie leicht bei Ihrer Bank überprüfen: An vielen Fonds und Hybridangeboten wie Zertifikaten – also Schuldverschreibungen, deren Wertentwicklung abhängig von der Wertentwicklung anderer Finanzprodukte ist – in Kombination mit Festgeld oder ähnlichen Komponenten verdient vor allem der Finanzberater. Auf der anderen Seite sollten Sie natürlich umso skeptischer sein, wenn Ihnen höhere Erträge in Aussicht gestellt werden. Solche Angebote sollten Sie sehr genau prüfen. „Historische“ Belege über zwölf Monate sind dabei keine Seltenheit, der Anbieter sucht sich hier meist einen passenden Zeitraum aus. Nachhaltig sind diese Ertragswerte aber zumeist nicht.

Ähnlich ist die Sache bei Dividenden gelagert. Je höher die Dividende, desto größer im Allgemeinen das Risiko. Dividenden in Höhe von zehn Prozent oder mehr kommen oft zustande, weil der Firmenwert aus gutem Grund stark gesunken ist. So etwas ist oft ein Hinweis darauf, dass das Dividendenversprechen in Zukunft vielleicht nicht mehr gehalten werden kann. Eine gesunde Dividende, die wieder angelegt wird, ist aber Grundlage für den Zinseszinseffekt, wenn man in Einzelwerte investiert.

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