Wünschelrouten
Outdoor-Apps zur Routenplanung und Navigation
Der Sommer naht und die milden Temperaturen locken viele Leute vor die Tür. Je nachdem, ob einen der Berg ruft oder man das Fahrrad aus dem Keller holen möchte, gibt es verschiedene Apps zum Navigieren und Routenplanen.
Die Ente und ihre Freunde planen in dem Kinderbuch „Hier kommt die Ente Quatsch, Viel Glück mit dem Barschwein“ einen Ausflug dahin, wo es am schönsten ist. Aber wo genau ist das? Routenplanungs- und Navigations-Apps helfen, der Antwort näherzukommen, indem sie Nutzern neue Wege zeigen, sie ihre Lieblingstouren speichern und interessante Wegmarken mit anderen teilen lassen.
Apps wie Komoot, Outdooractive, BRouter und OsmAnd nutzen dafür OpenStreetMap (OSM) als Karte, das Material Nutzern ohne Lizenzkosten, dafür aber mit den verwendeten Geodaten zur Verfügung stellt. Inhaber eines OSM-Benutzerkontos können zudem das Kartenmaterial bearbeiten und Geoinformationen hinzufügen.
OpenStreetMap stellt damit eine Alternative zu Google Maps dar, dessen Material man nicht beliebig ändern und für eigene Projekte verwenden darf. Die Navigations-App von Google reagiert besonders im Straßenverkehr sehr schnell auf Staus und Verzögerungen und schlägt alternative Routen vor. Sie bezieht ihre Informationen unter anderem aus dem Verhalten der App-Nutzer: Wenn beispielsweise an einer Stelle mehrere Maps-Nutzer langsam fahren, vermutet Google dort eine Störung des Verkehrs.
Der Weg als Ziel
Mit Google Maps kommen auch Fußgänger und Radfahrer schnell von A nach B, allerdings führen die Routen oft an Autostraßen entlang. Wer nach einer schönen Tour mit Sehenswürdigkeiten, bestimmtem Untergrund oder Pausenmöglichkeiten sucht, für den eignen sich eher Tourenplaner wie Komoot oder Outdooractive.
Dank seiner großen Community enthält Komoot mittlerweile die meisten durchgeplanten Wanderungen und Radtouren in Deutschland. App-Nutzer holen sich Inspirationen für neue Wege, fotografieren und kommentieren ihre Lieblingstouren und teilen sie mit anderen. Beim Planen berücksichtigt Komoot verschiedene Bewegungsarten wie Wandern, Spazieren oder Radfahren, das Fitness-Level und ob man nur hin oder auch wieder zurück möchte. Wer einfach nur seine Strecke aufzeichnen möchte, trackt seine Tour – die App erkennt automatisch, ob man joggt oder spazieren geht. Komoot ist kompatibel mit Sportuhren von Garmin und Polar, der AppleWatch, Navigationsgeräten von Garmin, Wahoo und Sigma und Bordcomputern von Nyon und Kiox für E-Bikes.
Eine weitere App mit vielen vorgefertigten Touren für verschiedene Bewegungsarten ist Outdooractive. Bei der Tourenplanung können Nutzer der kostenlosen Version mit zahlreichen Filteroptionen eine passende Route erstellen. Zu den auswählbaren Sportarten zählen auch Nordic Walking, Reiten und Kanu. Outdooractive zeigt auf der Karte verschiedene Symbole an, etwa Aussichtspunkte, die Nutzer in ihre Tour integrieren können. Auch eigene Routen lassen sich fix erstellen.
Outdooractive enthält umfangreiche Informationen zu den Zielorten, wie etwa Unterkünfte mit E-Bike-Ladestationen und die aktuelle Wetterlage. Manche Wege zeigt die App allerdings erst in der kostenpflichtigen Pro-Version an. Mit Outdooractive Pro+ erhalten Abonnenten zudem zusätzliche Touren von Kompass und aus ADAC-Wanderführern, sowie Zugang zu den Karten der Alpenvereine.
Unbekannte Höhen
Nutzer von Outdooractive und Komoot kritisieren oft falsche Höhenmeterangaben bei den Touren. Bei der Berechnung von Höhenmetern spielen Trackpunkte und das verwendete Höhenmodell eine wichtige Rolle. Grundsätzlich werden alle Anstiege vom Start bis zum Ziel zusammengezählt. Liegen zu wenig Trackpunkte einer angefertigten Wegeaufzeichnung vor, gehen Anstiege dazwischen verloren, was die angezeigten Höhenmeter verfälscht – sind es zu viele, können die Höhenmeter zu groß ausfallen [1].
Bei spontanen Richtungswechseln stoßen Komoot und Outdooractive an ihre Grenzen und fordern ihre Nutzer auf, auf die ursprüngliche Route zurückzugehen. Die entsprechenden Ansagen nerven erheblich und sind zum Teil sogar absurd, denn vielfach weicht man vom Weg ab, weil er versperrt ist oder weil man abkürzen will.
Offline Navigation
Der Webdienst BRouter und die App OsmAnd reagieren flexibler auf spontane Abstecher in die Natur und berechnen die Route neu – ganz ohne Internetanbindung. Um beispielsweise eine Rennradtour mit BRouter Web zu planen, entwerfen Anwender eine Route unter brouter.de am Rechner und exportieren sie anschließend als GPX-Datei. Dieses Dateiformat dient zur Speicherung von Geodaten und wird von den meisten Navigations- und Routenplanungs-Apps unterstützt.
Unter „Touren“ und „Datei importieren“ lässt sich eine GPX-Datei etwa in der Komoot App verwenden. Falls die importierte Strecke Abschnitte enthält, die nicht das Komoot-Wegenetz benutzen, kann man der „Originalroute folgen“ oder die „Route an bekannte Wege anpassen.“ Im ersten Fall stellt Komoot für diese Strecken keine Navigation zur Verfügung. Sie sind auf der Karte gestrichelt dargestellt.
BRouter bietet vielfältige Einstellungsmöglichkeiten für Touren in der für Laien nicht unbedingt verständlichen OpenStreetMap-Notation. Experten können unter „Einstellungen“ und „Profil“ eigenen Code eingeben oder Schnipsel von GitHub verwenden. Der Quellcode im Repository des GitHub-Nutzers DRiKE schließt beispielsweise Kiesstraßen von der Berechnung aus – ein für Rennradfahrer wichtiges Kriterium. BRouter gibt es auch als App. Zur Navigation muss man diese zusammen mit einer App wie OsmAnd, Locus-Maps oder OruxMaps nutzen.
Eine weitere Touren-App, die sich gut zur Offline-Navigation eignet, ist OsmAnd. Die Bedienung von OsmAnd ist etwas komplexer als die von Komoot und Outdooractive, weshalb Einsteiger sich erst einmal in die App einarbeiten müssen. Wen das nicht abschreckt, der bekommt ein Tool mit zahlreichen Navigations- und Routenplanungsoptionen, einer detailreichen Karte, deren Aussehen man passend zur aktuellen Sportart ändern kann (etwa Topo oder Offroad) sowie eine Points-of-Interest-Anzeige und eingeblendete Höhenlinien.
Nachdem Nutzer das für sie interessante Kartenmaterial heruntergeladen haben, speichert und berechnet OsmAnd Touren offline und lokal, also direkt auf dem Smartphone. Dabei ist darauf zu achten, nur Karten von Orten herunterzuladen, die man befahren oder bewandern möchte, da sonst der Speicher für Fotos und Videos nicht ausreichen könnte.
Fahrradnavigation
Wer nach einer reinen Fahrradtouren-App sucht, für den gibt es Apps wie Bike Citizens. Je nachdem, ob man zügig zur Arbeit fahren möchte oder nach einer entspannten Spazierfahrt sucht, gibt es die Routenoptionen „Gemütlich“, „Normal“ und „Schnell“. In der Premium-Version können Nutzer die Karten herunterladen und Heatmaps ihrer Fahrten erstellen.
Vielleicht hätten die Tiere aus „Viel Glück mit dem Barschwein“ eine passende Touren-App gebraucht - sie bleiben am Ende der Geschichte nämlich einfach, wo sie sind, weil sie es überall am schönsten finden. (kim@ct.de)
Apps zur Routenplanung | |||
App | Anbieter | Systemanforderung | Preis (Modell) |
Bike Citizens Fahrrad-App: Navi & Routenplaner | Bike Citizens Mobile Solutions GmbH | Android, iOS | kostenlos, 3,50 € im Monat, 28,00 € im Jahr |
BRouter Offline Navigation | Dr. Arndt Brenschede | Android, iOS | kostenlos |
Google Maps – Navigation und Nahverkehr | Google Inc. | Android, iOS | kostenlos |
Komoot – Fahrrad, Wander & Mountainbike Navi | Komoot GmbH | Android, iOS | kostenlos, Premium: 60 € im Jahr |
Locus Map 4 – Wander&Rad GPS Navigation und Karten | Asamm Software | Android | kostenlos, Locus Map Pro 10 € |
OruxMaps GP | Jose Vasquez | Android | 4,09 € |
OsmAnd – Offline-Karten, Reisen und Navigation | OsmAnd | Android, iOS | kostenlos, OsmAnd+ für einmalig 20 € |
Outdooractive: Wander- & Radtouren, GPS & Navi | Outdooractive AG | Android, iOS | kostenlos, Pro: 30 € im Jahr, Pro+: 60 € im Jahr |
Brouter-Einstellungen auf GitHub: ct.de/yf94