c't 11/2021
S. 182
Story
Künstliches Schicksal

Künstliches Schicksal

Der Weg vom hoch angesehenen KI-Spezialisten zum gedemütigten Sträfling kann ausgesprochen kurz sein. Wer unsanft aus ehrgeizigen Träumen geworfen wird, vermag dem Spiel um die Zukunft bisweilen nichts Reizvolles mehr abzugewinnen.

Von Lars Borda

Drei Tage. Mehr hatte ihre digitale Schöpfung nicht gebraucht, um größere Zerstörung anzurichten, als es der Menschheit zuvor je möglich gewesen war. Nur drei Tage. Kein Flecken Land wurde in Frieden gelassen, alles im Namen der Ressourcengewinnung. Erhaltung des Lebens war nur optional.

Der Wissenschaftler konnte sich immer noch an das Gefühl des ­Triumphs erinnern, das ihn und sein Team durchströmt hatte, als sie es endlich geschafft hatten. Abermillionen Zeilen Code hatten sich perfekt zu dem zusammengefügt, was ein Paradies für die Menschheit hätte schaffen können. Das Altern stoppen, Arbeit obsolet machen, Überfluss für jeden. All das wäre möglich gewesen. Doch stattdessen hatte ihre Errungenschaft alles vernichtet.

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