c't 7/2020
S. 126
Wissen
Navigation
Bild: Rudolf A. Blaha

Wegweiser

Wie sich Kartenhersteller aufs autonome Fahren vorbereiten

Für das autonome Fahren müssen ­Navi-Karten besser werden. Die ­Lösung kann ein neuer Ansatz bringen: Mit geballter KI-Hilfe sollen viele ­Datenquellen und Sensoren prüfen, ob die Karte noch stimmt – und sie via Mobilfunk schnell aktualisieren.

Von Michael Link

Navigation anhand von Brotkrumen geht schief. Deswegen haben sich schon Hänsel und Gretel zu einem Haus aus Süßwaren verirrt – mit gruseligem Ergebnis. In dem Märchen hätten schon ein paar Striche auf Papier geholfen, um den Kindern den Rückweg nach Hause zu weisen. Weitaus mehr Daten sind für autonome Fahrzeuge nötig, damit sie sich sicher fortbewegen können – mit dem, was ein einfaches Navi liefert, fährt ein Auto praktisch blind. Die Kartenhersteller TomTom, Here sowie Waymo und einige andere haben noch viel Arbeit vor sich, Autos der Zukunft mit mehr Daten fürs Selbstfahren zu versorgen. 

Damit man versteht, warum das so ist, sollte man einen Schritt zurückgehen: Bislang dienen Navi-Karten dem Menschen, der sie auswertet und entsprechend handelt. Straßen sind darin nicht maßstäblich gezeichnet, sondern viel breiter, weil man sie sonst schlecht sehen könnte. Verkehrszeichen fehlen, weil man davon ausgeht, dass der menschliche Lenk-, Gas- und Bremsknecht sie selbst erkennt. Dem herkömmlichen Navi reicht ein stark ausgekämmtes Netz mit wenigen Informationen, um daraus die zeitsparendste oder kürzeste Verbindung von A nach B zu berechnen. Daten, die über das nackte digitale Abbild von Straßen hinausgehen, verwendet ein Navi eher als Beigabe. Bestenfalls berechnet es mit historisch aggregierten, teils auch per Mobilfunk aktualisierten Verkehrsflussdaten Umleitungen und die zurzeit schnellste Verbindung. 

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