c't 10/2020
S. 104
Test & Beratung
Software für Kreative
Bild: Michael Luther

Kreativ und bestens vernetzt

Softwarepakete für Bildbearbeitung, Illustration und Schriftsatz

Die Adobe Creative Cloud galt bei Kreativen lange als konkurrenzlos. Dabei gibt es Alternativen: Die günstigen Affinity-Apps von Serif zum Beispiel oder die Open-SourceProgramme Gimp, Inkscape und Scribus. Auch CorelDraw hat sich erfolgreich seine Nischen geschaffen.

Von André Kramer und Monika Gause

Kreativsoftware ist ein weites Feld. Im Kern sind die Aufgaben Bildbearbeitung, Illustration und Schriftsatz gemeint. Die ersten beiden Disziplinen kümmern sich um die Gestaltung und Umgestaltung von Pixel- und Vektorbildern, letztere setzt sie in den Kontext druckbarer Seiten. Web-, Interface- und 3D-Design sowie Video, Audio und Animation bleiben in diesem Test außen vor.

Voraussetzung für die Teilnahme war die Unterstützung aller drei Anwendungsbereiche sowie die Verfügbarkeit der Software für Windows und macOS. Falls ­Mobil-Apps vorhanden sind, kommen sie zur Sprache. Für die Zusammenarbeit im Team, für Korrektur- und Freigabezyklen sowie für die Weitergabe an Druck- und andere Dienstleister sind die beiden Desktopbetriebssysteme jedoch essenziell. Außerdem haben wir auf Funktionen zur Online-Zusammenarbeit sowie auf freien Dateiaustausch zwischen den Anwendungen geachtet.

Die Kandidaten im Überblick

Adobe bietet mit Abstand das größte Portfolio an Kreativanwendungen. Die Adobe Creative Cloud stellt 22 Desktopanwendungen zur Wahl. Das Komplett-Abo enthält die Bildbearbeitung Photoshop, das Zeichenprogramm Illustrator und das DTP-Programm InDesign. Darüber hinaus bringt es die Videoprogramme Premiere Pro und After Effects, das Web­design-Werkzeug Dreamweaver, die Raw-Entwickler Lightroom CC und Lightroom Classic, den Interfacedesigner Adobe XD und vieles mehr mit. Alles zusammen kostet 55 Euro im Monat, auch wenn man nur die drei eingangs genannten Klassiker braucht. Wer nur Bilder bearbeiten möchte, findet im Foto-Abo von Adobe für etwa 12 Euro monatlich ein günstigeres Paket, das Photoshop und Lightroom für Windows, Mac und Mobilgeräte umfasst.

Seit 2019 steht die CorelDraw Graphics Suite nicht nur für Windows, sondern auch für macOS zur Verfügung. Statt die Mac-Version nach und nach aufzubauen, hat Corel von Anfang an alle Funktionen der Windows-Version implementiert; allerdings musste der Hersteller nachbessern. Die kürzlich erschienene CorelDraw Graphics Suite 2020 verspricht eine ausgereifte Mac-Version, die dank GPU-Unterstützung schneller arbeitet als zuvor. Die Kernanwendung ­CorelDraw dient gleichermaßen für Illustration und Schriftsatz. Für Bildbearbeitung ist Photo-Paint enthalten. Außerdem bringt das Paket den Corel Font-­Manager und den Raw-Entwickler After­Shot mit. Im Abo kostet die Suite 349 Euro pro Jahr und damit halb so viel wie die Creative Cloud.

Einen Quasi-Kaltstart hat Serif mit den Affinity-Apps hingelegt. Der britische Softwarehersteller verkauft seit den 90ern die Windowsprogramme PhotoPlus, Draw­Plus und PagePlus, die aber über mäßige Resonanz bei Heimanwendern nicht hinauskamen. Mit Affinity Photo, Affinity Designer und Affinity Publisher wendet sich Serif nun an Profis und ist damit von Beginn an deutlich erfolgreicher. Wie die Produkte der Adobe Creative Cloud sind sie auch für Mobilgeräte verfügbar. Jedes einzelne Programm kostet einmalig knapp 55 Euro für. Damit sind die Apps auch für Gelegenheitsnutzer interessant, aber bei Weitem nicht nur.

Die Open-Source-Community hat zwar keine Komplettsuite im Programm, kann aber drei gut etablierte Anwendungen für Bildbearbeitung, Illustration und Schriftsatz aufbieten. Gimp, Inkscape und Scribus treten als Einzelkämpfer gegen die kommerziellen Produkte an. Zusätzlich zu Windows und macOS laufen sie auch unter Linux. Hauptargument für die meisten Nutzer dürfte sein, dass sie kostenlos zu haben sind.

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