c't 1/2018
S. 50
Test
Bluetooth-Ohrhörer
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Googles Babelfish

Bluetooth-Ohrhörer Google Pixel Buds

Google will nun auch ins Ohr: Die Pixel Buds bieten einen sofortigen Zugriff auf den Sprachassistenten Assistant und dienen gleichzeitig als übliches Headset. Auf Tragekomfort und Audioqualität hätte der Hersteller mehr Wert legen sollen.

Mit Googles ersten eigenen Kopfhörern Pixel Buds soll man nicht mehr das Smartphone zücken müssen, um mit dem Assistant zu sprechen. Sie verbinden sich via Bluetooth mit dem Smartphone, aber auch mit Tablet oder PC.

Ein etwa 50 Zentimeter langes, stoffummanteltes Kabel verbindet beide Hörer und dient gleichzeitig als Nackenband. Knöpfe findet man keine, stattdessen funktioniert das Gehäuse des rechten Ohrhörers als Sensor-Fläche: Ein Fingertipp pausiert die Wiedergabe und nach einem Doppeltipp liest der Assistant aktuelle Informationen vor. Behält man den Finger auf dem Touch-Sensor, kann man mit dem Assistant sprechen. Indem man nach vorne oder hinten wischt, verändert man die Lautstärke – und schiebt meist den Hörer ungewollt aus dem Ohr. Ein Lied vor- oder zurückspringen kann man per Touch-Sensor nicht.

Wie bei Ohrhörern dieser Größe üblich, hat die mitgelieferte Lade- und Aufbewahrungsschatulle einen eigenen Akku, der die Buds mit einer Ladung vier bis fünf Mal auflädt. Ansonsten spielen die Buds 5 Stunden lang – genug für Pendelfahrten, ein Workout oder einen Film. Das stoffüberzogene Lade-Case ist schick, lässt funktional aber zu wünschen übrig. Um die Buds korrekt in der Schatulle zu platzieren, braucht man sogar eine Anleitung. Denn liegen die Kabelwindungen nicht ganz korrekt, schließt das Kästchen nicht.

Den Kontakt zum Assistant herzustellen, klappt einfach und unkompliziert: Einen Finger an den rechten Ohrhörer gelegt und man fordert den Sprachassistenten auf, die nächsten Termine vorzulesen, eine SMS zu schreiben oder bestimmte Musik zu spielen. Besonders gut funktionieren die Buds in Kombination mit den Pixel-Telefonen und Googles Übersetzer-App. Spricht der Gesprächspartner in fremder Sprache ins Smartphone, geben die Buds den Text in der eigenen Sprache wieder. Die Formulierungen fallen nicht perfekt aus; um nach dem Weg zu fragen, reicht es aber.

Klang und Sitz

An sich handelt es sich aber bei den Pixel Buds um ein klassisches Bluetooth-Headset ohne allzu besondere Funktionen. Auch andere Headsets aktivieren per Knopfdruck den Sprachassistenten des Smartphones. Deswegen lassen sie sich auch problemlos mit dem iPhone koppeln und aktivieren dort auf Knopfdruck Siri.

Als reine Kopfhörer machen die Buds keine allzu gute Figur. Das fängt bei der Passform an: Statt auf In-Ear-Bauweise setzt Google auf die namensgebende Earbud-Form. Die Ohrhörer reichen also nicht bis in den Hörkanal, sondern sitzen eher in der Ohrmuschel. Ähnlich wie die Apple AirPods passen die Buds bei vielen Trägern nicht. Selbst wenn sie nicht sofort aus den Ohren purzeln, sitzen sie nie allzu fest, geschweige denn angenehm. Für den Sport disqualifizieren sie sich somit.

Der Klang ist alles andere als schrecklich. Doch dreht man die Lautstärke auf, fallen vor allem die leicht verzerrenden Höhen auf. Es fehlt zu sehr an Bass und Details, als dass bewusstes Musikhören dauerhaft Spaß machen könnte. Zur Berieselung im Hintergrund reicht die Qualität. Umgebungslärm nimmt man fast ungedämpft wahr. Im Straßenverkehr mag das praktisch sein, auf die Musik kann man sich dabei aber nicht konzentrieren.

Fazit

Tabelle
Tabelle: Google Pixel Buds

Wegen der unausgereiften Hardware werden die Pixel Buds dem Google Assistant kaum zu weiterer Popularität verhelfen. Sie sitzen schlecht, klingen mäßig, dämpfen kaum und lassen sich fummelig im Lade-Case verstauen. Vor allem audiophile Naturen, aber selbst Google-Jünger, werden mit den Buds nicht glücklich.

Dass es auch besser geht, zeigen Konkurrenten wie die funktionsreichen Samsung Gear IconX (2018). Bislang bietet Google die Pixel Buds nur im eigenen Online-Store für 180 Euro in drei verschiedenen Farben an. (hcz@ct.de)