Mein Besuch auf der Münchner Museumsinsel droht zu scheitern, noch ehe er richtig begonnen hat: Ich habe akute Entscheidungshemmung. Wo beginnen? 19 neue Ausstellungen, 20.000 Quadratmeter Fläche auf vier Ebenen – so viele Eindrücke, so viele Exponate, so viel zum Anschauen, Anstaunen und Ausprobieren ... Willkommen im Deutschen Museum, willkommen im Tempel der Überforderung! Hier kann man problemlos einen ganzen Tag verbringen, sieht trotzdem nur einen Bruchteil und fotografiert bestenfalls einen Bruchteil vom Bruchteil. Und dann verleiten die Kuratoren und Museumsplaner ihre Besucher an Mitmachstationen auch noch zum Experimentieren – wohl dem, der Zeit und Geduld im Gepäck hat.
Schließlich erkunde ich das Museum einfach von unten nach oben. Spielerische Neugier (und der mehr oder minder souveräne Umgang mit der Gewissheit, dass man immer etwas verpasst) ist eine fotografische Grundtugend und hier gleich doppelt von Nutzen. Hat man einmal akzeptiert, dass man sich nur mit einem kleinen Ausschnitt des überbordenden Gesamtangebots befassen kann, lässt das Gefühl des Erschlagenseins ein bisschen nach. Mit zunehmender Entspannung fällt der Blick auf die ersten schönen Details. Farbe, Form, Linie, Muster, Ausschnitt – an Motiven mangelt es nicht. Dafür (wie in vielen Museen) gelegentlich am Licht, aber moderne Kamerasensoren kommen damit zum Glück relativ gut klar.