Kommentar: Spricht Microsoft seinem Windows gerade das volle Vertrauen aus?

Vor zehn Jahren noch undenkbar: Microsoft hilft beim Wechsel auf Linux. Fehlt nur noch, dass Windows selbst umsteigt. Aber warum eigentlich nicht?

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Quo vadis, Windows?

(Bild: A.Basler/Shutterstock.com)

Lesezeit: 2 Min.

So sehr hat sich Microsofts Einstellung gegenüber Open Source allgemein und Linux im Speziellen geändert, dass man sich kaum noch die Augen reiben will: Ja, aus Redmond kommt jetzt eine Installationsanleitung für Linux. Auch gerne für Windows-Umsteiger gedacht. Oder als Alternative zum nun zugemauerten Gratis-Upgrade. Bleibt ja nur noch, dass Microsoft ganz offiziell wechselt. Doch so wirklich vom Hocker hauen würde das inzwischen wohl auch niemanden mehr.

Ein Kommentar von Moritz Förster

Moritz Förster schreibt seit 2012 für die iX und heise online. Er betreut neben dem iX-Channel die Bereiche Arbeitsplatz und Server.

Und warum auch? Windows war mal, M365 und Azure sind die Zukunft. Loyalitäten zählen angesichts der Business-Zahlen nichts – und der Trend ist seit Jahren eindeutig, viel Geld wird mit der Cloud und ihren Abhängigkeiten verdient. Solch ein Windows-Abo für den lokalen Desktop mag auch nett sein, dürfte aber in lohnender Masse schon aufgrund der traditionellen Einmalzahlung für die Lizenz schwer an den Kunden bringen zu sein.

Es muss ja nicht gleich der komplette Umstieg sein. Spieler dürfen weiterhin für ein paar Jahre das alte Windows einsetzen, hier sei an den Wechsel weg von 9x erinnert. Erst XP konnte die Herzen der Heimenthusiasten wirklich erobern – und das lange, nachdem schon 2000 die komplette Ablösung antreten sollte. Also ein neues Windows Linux-Edition parallel zu Windows 12 Classic für ein paar Jahre, dann haben die Drittentwickler aufgeholt.

Natürlich spielen auch im Büro Legacy-Anwendungen eine Rolle, doch längst dominieren fürs Office Web-Applikationen, die ohnehin genauso gut unter Linux laufen. Außerdem: In Unternehmen dürften andere Aspekte wie Sicherheit und verlässliche Administration eine mindestens ebenso große Rolle spielen, sonst hätte sich Linux nie die Position auf Servern erkämpfen können, die es schon jetzt einnimmt.

Das ist zu leicht gedacht? Möglich, denn so ein radikaler Wechsel zieht natürlich einen ganzen Rattenschwanz bekannter und vor allem unplanbarer Hürden nach sich. Und vor allem der dürfte Microsoft von diesem Schritt abschrecken. Doch auch hier winken dann wieder die harten Zahlen: Denn ein Großteil der teuren Arbeit, die der Konzern jetzt in Entwicklung, Tests und Pflege des eigenen Systems stecken muss, dürfte er als für lau ausgelagert ansehen. Am Ende wiegt Freibier eben schwer im Business.

(fo)