Kommentar zu Microsofts Surface: So macht man Apple-Hardware keine Konkurrenz

Auf einem "Special Event" und auf seiner Presseseite hat Microsoft die neuen Surface-Geräte versteckt. Mut für Experimente hat die Firma offenbar nicht mehr.

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Die Surface-Stonks gehen runter.

(Bild: Erstellt mit Midjourney durch heise online)

Lesezeit: 2 Min.

Surface stand früher für hochwertige Hardware, die sich auch schon mal traut, mit Konventionen zu brechen. So entstand etwa die Geräteklasse der Tablet-PCs – leistungsstarke Tablets mit andockbarer Tastatur, die sich wie ein Notebook verwenden lassen. Mit einer "allumfassenden Nutzererfahrung" wollte man Apple Paroli bieten, wo Hard- und Software ebenfalls aus einer Hand stammen.

Mittlerweile hat sich Microsoft jedoch für Mittelmäßigkeit entschieden. Surface ist kein Prestige-Projekt mehr.

Ein Kommentar von Mark Mantel

Mark Mantel ist seit 2019 Redakteur bei heise online und c't. Er kümmert sich hauptsächlich um die Online-Berichterstattung rund um PC-Hardware.

Auf einem Special Event™ – einem einstündigen Video, das Microsoft zum Startschuss online gestellt hat – kam Surface nach 43 Minuten dran. Und dann wurden vier lieblose Neuauflagen mit stärkeren Prozessoren und teils schnelleren GPUs vorgestellt. Zwei davon können Privatleute kaufen; das kleine Tablet Surface Go 4 etwa geht ausschließlich an Unternehmenskunden.

In seinem Newsroom hat Microsoft den Surface-Neuankündigungen nicht einmal einen eigenen Beitrag gegönnt. Stattdessen sind sie in der Mitteilung zum KI-Copilot begraben – auf einem 1440p-Monitor muss man 4,5 Fenster weit scrollen, um zu den Surface-Geräten zu gelangen. Am Ende ist noch ein separat veröffentlichter Blog-Beitrag verlinkt – gute Sichtbarkeit sieht anders aus.

Alles an diesen Ankündigungen wirkte, als hätte Microsoft selbst keine Lust mehr auf Surface. Der Kopf hinter der Sparte ist jedenfalls weg – nur drei Tage vor dem Event verkündete Microsoft intern, dass Panos Panay das Unternehmen verlässt. Gerüchten zufolge will Microsoft nur noch die Surface-Kernprodukte weiterführen, etwa die Surface Pros und Surface Laptops. Ausgefallene Konzepte sollen begraben, neue erst einmal nicht weiterentwickelt werden, darunter das Surface Duo.

Und selbst beim aktuellen Status Produktpflege könnte die Firma so viel besser dastehen. Wenn man schon das komplette Marketing auf Künstliche Intelligenz auslegt, dann wären Prozessoren mit integrierten KI-Beschleunigern angebracht gewesen. Zumindest Funktionen wie die Windows-Studio-Effekte und die Bilderverschlagwortung könnten dann effizient lokal laufen.

Dafür hätte Microsoft noch bis zum Jahreswechsel auf Intels nächste Prozessorgeneration Meteor Lake (Core Ultra) warten oder auf AMDs Ryzen 7040 setzen müssen. Man darf hoffen, dass der Wechsel beim Surface Laptop 6 und Surface Pro 10 stattfindet und sie deswegen bislang nicht angekündigt wurden. Diese beiden Baureihen verharren bis dahin weiterhin auf dem Technikstand von 2022.

Zusammengefasst: Surface im Jahr 2023 geht in der Flut an anderen brauchbaren bis guten Geräten unter. Schade.

(mma)