Amerikas erster Außenposten im All: Vor 50 Jahren startete "Skylab"

Die kurze Ära des "Skylab" begann mit schweren Pannen und endete mit einem Absturz. Vor 50 Jahren startete der erste bemannte US-Außenposten im Weltraum.

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14. Mai 1973: Das unbemannte Raumfahrzeug Skylab 1/Saturn V wird von der Startrampe A, Launch Complex 39, gestartet, um die Skylab-Raumstation in die Erdumlaufbahn zu bringen.

(Bild: NASA, Public domain, via Wikimedia Commons)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Christina Horsten
  • dpa

Die ersten Probleme gab es schon 63 Sekunden nach dem Start. Ein Meteoriten-Schutzschild faltete sich auf, wurde vom Luftwiderstand zerfetzt, riss ein Sonnensegel mit sich und beschädigte ein zweites. So schaffte es das "Skylab", Amerikas erster Außenposten im All, am 14. Mai 1973 – also vor genau 50 Jahren – vom Weltraumbahnhof Cape Canaveral an Bord einer Saturn-5-Rakete zwar ins All, war aber schwer beschädigt.

Die erste Crew bestand aus Pete Conrad, Paul Weitz und Joseph Kerwin. Die Drei starteten wenige Tage später zum "Skylab" und mussten an der Raumstation erst mal "riesige Heimwerker-Reparaturarbeiten" vornehmen, heißt es von der US-Raumfahrtbehörde Nasa, die den 50. Jahrestag des Starts mit einer Veranstaltung in Houston im US-Bundesstaat Texas feiern will.

Dabei hatte die rund 2,6 Milliarden Dollar teure Mission eigentlich komfortabel für die Astronauten werden sollen: Die rund 36 Meter lange und knapp sieben Meter breite Röhre bot eine Dusche, eine kleine Sammlung an Büchern, eine Dartscheibe, Fitnessmaschinen und bequeme Betten. Zu Essen – bei Fensterblick auf die Erde – gab es unter anderem Cornflakes, Brot, Suppe, Gemüse, Obst, Fleisch – und sogar Hummer.

Zunächst aber mussten die Astronauten die Stromversorgung sichern und die Station gegen Hitze und Kälte isolieren, nachdem die Nasa den Kurs des "Skylab" nach den Startproblemen wieder weitgehend stabilisiert hatte. Nachdem das rund 80 Tonnen schwere "Skylab" erfolgreich repariert worden war, konnten die wissenschaftlichen Arbeiten beginnen. Hunderte Experimente absolvierten die drei jeweils dreiköpfigen Crews, die nacheinander erst 28, dann 59 und schließlich 84 Tage an Bord des "Skylab" verbrachten. Vor allem beschäftigten sich die Astronauten mit Sonnenstrahlung, Erdbeobachtung, Schwerelosigkeit und Biomedizin.

Ein Blick auf Skylab in der Erdumlaufbahn, aufgenommen vom Kommando- und Servicemodul (CSM) von Skylab 4 während der letzten Umrundung des CSM vor der Rückkehr nach Hause; aufgenommen am 8. Februar 1974.

(Bild: NASA (Crew of Skylab 4), Public domain, via Wikimedia Commons)

Auch zwei Spinnen namens "Arabella" und "Anita" beobachteten die Astronauten – um herauszufinden, ob diese auch ohne Schwerkraft Netze spinnen. Das Experiment hatte sich eine Schülerin aus dem US-Bundesstaat Massachusetts ausgedacht und die Nasa hatte es abgesegnet. "Die haben einen Teil unserer Zeit angenehm in Beschlag genommen", sagte Astronaut Owen Garriott, Teil der zweiten "Skylab"-Crew, einmal in einem Interview. "Man kann nicht 16 Stunden am Tag am Teleskop festkleben." Die Spinnen fertigten Netze an, wenn auch mit deutlich dünneren Fäden als auf der Erde – und landeten als erste Spinnen im Weltall im Guinnessbuch der Rekorde.

Im Februar 1974 verließ die dritte und letzte Crew das "Skylab" wieder. Eigentlich hätte die Station danach noch mehrere Jahre im Orbit bleiben sollen, aber finanzielle Probleme der Nasa und ungewöhnlich starke Sonnenaktivitäten verhinderten das. Im Juli 1978 stürzte das Himmelslabor über einer dünn besiedelten Gegend in Australien ab.

Entstanden war das "Skylab" im Weltraum-Wettlauf mit der damaligen Sowjetunion. Die erste sowjetische Raumstation aus dem "Saljut"-Programm war bereits zwei Jahre zuvor ins All gestartet. Das Himmelslabor "Skylab" war die amerikanische Antwort auf "Saljut" – in 435 Kilometer Höhe. Die Sowjetunion schickte später die Raumstation "Mir" hinterher, bevor es dann 1998 zum ersten – und bis heute andauernden – Gemeinschaftsprojekt kam: Der Internationalen Raumstation ISS, auf der auch schon deutsche Raumfahrer wie Alexander Gerst und Matthias Maurer stationiert waren.

Derzeit wird vielerorts der Bau kommerzieller Raumstationen geplant – und über die Zukunft der ISS auch wegen der Spannungen zwischen Russland und dem Westen angesichts des Ukraine-Kriegs viel diskutiert. Nachdem Moskau eigentlich schon einen Ausstieg für 2024 angekündigt hatte, sagte Russlands Raumfahrtbehörde Roskosmos nun doch eine weitere Beteiligung bis 2028 zu.

Für die ISS sei "Skylab" eine der Grundlagen gewesen, sagt ISS-Wissenschaftlerin Julie Robinson. "Wir verdanken den Pionier-Crews, den Teams am Boden und den Wissenschaftlern, die den Weg bereitet haben, so viel. "Skylab" hat uns geholfen, die Probleme des Langzeit-Weltallflugs zu definieren – und die ISS löst sie jetzt eins nach dem anderen."

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(tiw)