Test Mazda 2 Hybrid: Yaris-Klon mit sehr geringem Verbrauch
Der Mazda 2 Hybrid ist ein Toyota Yaris mit anderem Marken-Logo. Das Konzept, das Mazda übernommen hat, ist gut, der Verbrauch sogar rekordverdächtig. Ein Test.
Der neue Mazda 2 ist nichts anderes als ein Toyota Yaris mit anderem Marken-Logo. Faktisch sinkt also die Auswahl bei den Kleinwagen wieder einmal. In den Eigenschaften ist das Konzept trotzdem kein Nachteil. Hier steht nicht nur ein gekonnt gemachtes Auto, sondern vor allem ein sehr sparsames, wie der Test zeigt.
Verblüffend sparsamer Hybridantrieb
Es ist immer wieder verblüffend, wie mühelos es gelingt, mit dem Hybridantrieb von Toyota niedrigste Verbrauchswerte zu erzielen. Zugegeben, die Rahmenbedingungen beim Test des Mazda 2 waren ideal: sonniges Frühherbstwetter mit trockenen Straßen, kaum Wind und knapp 20 Grad. Die Zahlen, die im Display erscheinen, sind rekordverdächtig: 5,6 Liter auf der Autobahn bei Richtgeschwindigkeit, 3,5 Liter bei einer Überlandtour, und auf einer Stadtfahrt mit frei fließendem Verkehr waren es 2,9 Liter. Damit liegt der Mazda 2 Hybrid auf dem Niveau des nicht mehr erhältlichen Toyota Prius (Test) [1]. Wesentlich weniger wird’s in einem Auto mit Verbrennungsmotor nicht.
Im Winter und im harten Kurzstreckenbetrieb werden diese Werte deutlich ansteigen; bitte rechnen Sie mit einem halben bis ganzen Liter Aufschlag bei Kälte und über sechs Litern, falls Sie nur zwei Kilometer bis zum Supermarkt fahren. Trotzdem: Weniger kann keiner, der fossilen Sprit nutzt.
Kupplung, Schaltung, Turbolader und Anlasser - unnötig
In den verbliebenen Kleinwagen wird im Regelfall per Hand geschaltet. Der Hybridantrieb im Mazda 2 läuft automatisch: Ein elektronisch gesteuertes Planetengetriebe verteilt die Kraft von Dreizylinder-Verbrennungsmaschine sowie zwei E-Motoren jederzeit optimal. Kupplung, Schaltung, Turbolader und Anlasser fallen weg, sie sind in diesem Konzept schlicht unnötig. Der Mensch gibt Gas oder bremst, den Rest macht das Auto. Der rein elektrische Fahrbereich reicht bei leichtem Fuß bis über 80 km/h, und im Schiebebetrieb schaltet der simple Saugmotor bei über 100 km/h ab. Ein vergleichbares Antriebskonzept gibt es nur noch beim Honda Jazz.
So groß wie ein VW Golf II
Der Mazda 2 ist 3,94 Meter lang, 1,75 Meter breit und 1,5 Meter hoch. Ja, damit gehört er zum Kleinwagensegment, obwohl er nach Zentimetern sehr nah an einem VW Golf II liegt, und der hat sich in Europa millionenfach verkauft. Das Raumangebot ist im Klassenvergleich okay – ein Polo (Test) [2] ist luftiger, aber durstiger. In den Kofferraum passen 286 Liter, und die Zuladung des inklusive Normfahrer 1180 kg leichten Mazdas beträgt satte 510 kg. Kleiner Abstrich: Mit elf Metern ist der Wendekreis relativ groß. Keine Sorge, in der Stadt und auf dem Parkplatz gibt es keine Probleme.
Mazda 2 Hybrid Exterieur (0 Bilder) [3]
[4]Sehr gute Assistenzsysteme
Was uns noch aufgefallen ist, sind die für diese Klasse sehr guten Assistenzsysteme. Der serienmäßige adaptive Tempomat regelt den Abstand sauber und bis zum Stillstand, die Spurmittenführung ist zumindest auf der Autobahn gut brauchbar. Mazda baut eine Verkehrszeichenerkennung ein, die macht, was der Name sagt. Die Übernahme von Schildern in die Geschwindigkeitsregelung muss allerdings per Wippschalter am Lenkrad bestätigt werden.
Der Mazda hat bei nüchterner Einordnung bessere Assistenzsysteme als etwa ein Tesla Model 3 (Phantombremsungen, keine Verkehrszeichenerkennung) oder ein zuletzt gefahrener Skoda Enyaq (Test) [5] (keine Spurmittenführung). Wunder sollte der Fahrer aber nicht erwarten, die Geschmeidigkeit der Regelung wie in einem 100.000-Euro-Mercedes gibt es hier nicht.
Knöpfe und Schalter statt Wischbedienung
Etwas altmodisch und langsam wirkt das Radiosystem. Auch wenn der Trend zu völlig knopffreien Autos mit reiner Touch- und Slide-Bedienung übertrieben ist, im Mazda gibt es das Gegenteil und für wirklich alles einen Knopf oder Schalter: Der fürs automatische Fernlicht zum Beispiel sitzt vor dem linken Knie. Wo wir bei den Kritikpunkten sind: Die Übersichtlichkeit ist mäßig, was durch die großen Außenspiegel und mit traditionellen Halswendungen ausgeglichen werden kann.
Mazda 2 Hybrid Interieur (5 Bilder) [6]
[7](Bild: Christoph M. Schwarzer)
Angenehm im Testwagen war das Panoramadach. Das Licht verbessert das Raumgefühl. Öffnen lässt es sich leider nicht. Gemessen daran ist der Aufpreis von 1100 Euro üppig. Mazda geht vermutlich zu Recht davon aus, dass das kaum ein Kunde ordert. Folgerichtig ist das Glasdach auch nur für die teuerste Ausstattungslinie zu haben. Immerhin: Anders als bei Tesla oder Skoda hat der Mazda 2 ein Rollo, das Schatten spendet. Der nächste Sommer kommt bestimmt.
Komfortabler, leiser Kleinwagen
Noch ein paar Worte zum Komfort: Der Mazda 2 hat eine ausgewogene Federung. So sportlich-dynamisch wie ein Ford Fiesta ist er nicht und so feinnervig wie ein Polo auch nicht. Aber macht sein Ding gut. Der Antrieb ist meistens leise oder sogar sehr leise, nur bei Vollgas – bis 100 km/h vergehen minimal 9,7 Sekunden – trommelt der Dreizylinder ziemlich hörbar und fröhlich vor sich hin. Bis 130 km/h fährt hier also ein komfortabler Kleinwagen, darüber wird es unter anderem wegen des Panoramadachs erheblich lauter. Die Ansprüche sind in Zeiten flüsterleiser Batterie-SUVs reichlich hoch geworden.
Bereits zum Basispreis von 22.190 Euro hat der Mazda 2 Hybrid alles, was zum Leben wichtig ist. Klima- und Antriebsautomatik, eine adaptive Geschwindigkeitsregelung, Android Auto und Apple CarPlay, um das Navigationssystem des Smartphones ins 7-Zoll-Display zu spiegeln. Der Testwagen in der Maximalausstattung "Select" hat einen Bruttolistenpreis von 30.280 Euro. Große funktionelle Fortschritte gegenüber der Einstiegsvariante gibt es kaum; uns sind allein die LED-Scheinwerfer positiv aufgefallen. Der Rest beschränkt sich auf Details wie Lederbezüge oder ein Zoll mehr im Zentraldisplay.
Genügsam und bodenständig
Mit diesem Preis liegt der Mazda 2 über Konkurrenten mit konventionellen Antrieben und Handschaltung. Aber er bietet eben auch mehr. Das Mehr ist in diesem Fall das Weniger beim Verbrauch. Teurer sind lediglich die batterieelektrischen Konkurrenten wie der Peugeot e-208.
Hier sortiert sich das Preisgefüge wegen der sinkenden Fördersätze [8] und der krassen Lieferfristen gerade neu; die Elektroautos sind teuer. Wer einfach nur einen gut gemachten und bodenständigen Kleinwagen haben will, der wenig Kraftstoff verbraucht und für viele Jahre Zuverlässigkeit verspricht, ist beim Mazda 2 genau richtig.
Der Hersteller hat den Testwagen kostenfrei überführt und zur Verfügung gestellt. Der Autor hat den Kraftstoff bezahlt.
Mazda 2 Datenblatt
Hersteller | Mazda |
Modell | 2 Hybrid |
Motor und Antrieb | |
Motorart | Vollhybrid |
Zylinder | 3 |
Ventile pro Zylinder | 4 |
Hubraum in ccm | 1490 |
Bohrung x Hub | 80,5 x 97,6 |
Leistung in kW (PS) | 68 (92) |
bei U/min | 5500 |
Drehmoment in Nm | 120 |
bei U/min | 3600 bis 4800 |
Leistung in kW E-Motor | 59 |
Drehmoment in Nm E-Motor | 141 |
Systemleistung in kW (PS) | 85 (116) |
Antrieb | vorn |
Getriebe | eCVT |
Fahrwerk | |
Spurweite vorn in mm | 1531 |
Spurweite hinten in mm | 1528 |
Lenkung | E-Servolenkung |
Wendekreis | 10,4 bis 11 |
Reifengröße (Testwagen) | 195/55 R16 |
Bremsen vorn | innenbelüftete Scheibe |
Bremsen hinten | Scheibe |
Maße und Gewichte | |
Länge in mm | 3940 |
Breite in mm | 1745 |
Höhe in mm | 1500 |
Radstand in mm | 2560 |
Kofferraumvolumen in Litern | 286 |
Leergewicht in kg nach EU inklusive 68 kg Fahrer und 7 kg Gepäck | 1180 |
Zuladung in kg | 510 |
Dachlast in kg | 50 |
Tankinhalt in Litern | 36 |
Batterie in kWh brutto | 0,76 |
Fahrleistungen | |
Beschleunigung von 0 auf 100 km/h in Sekunden | 9,7 |
Höchstgeschwindigkeit in km/h | 175 |
Verbrauch | |
Verbrauch WLTP in Litern/100 km | 3,8 bis 4 |
CO2-Emission WLTP in g/km | 87 bis 93 |
Ladeleistung an AC in kW | - |
Ladeleistung an DC in kW | - |
E-Reichweite in km | - |
Testverbrauch ohne Aufladung | 4,5 |
Daten Stand | September 2022 |
Mazda 2 Preisliste
Modell | Mazda 2 Hybrid |
Ausstattungslinie | Agile |
Preis für diese Ausstattungslinie | 24.990 |
Preis für Basismodell "Pure" | 22.190 |
Infotainment | |
USB-Anschluss | Serie |
Soundsystem | - |
Navigationssystem | - |
Verkehrsdaten in Echtzeit | - |
Freisprecheinrichtung | Serie |
Head-up-Display | - |
Android Auto/Apple CarPlay | Serie |
kabelloses Laden von Handys | - |
Assistenz | |
Abstandstempomat | Serie |
Einparksensoren vorn und hinten/ Einparkassistent | 950 (Paket) |
Rückfahrkamera | Serie |
Spurhalteassistent | Serie |
Spurwechselassistent | 950 (Paket) |
Matrix-Licht | - |
Nachtsicht-Assistent | - |
Funktion | |
LED-Scheinwerfer | 1200 (Paket) |
elektrische Heckklappe | - |
Alarmanlage | - |
schlüsselloser Zugang | Serie |
Fahrwerksoption | - |
Komfort | |
Sitzheizung | Serie |
Sitzbelüftung | - |
Massage | - |
Ledersitze | - |
beheizbares Lenkrad | Serie |
Lederlenkrad | Serie |
Klimaautomatik | Serie |
Schiebedach | - |
Akustikverglasung | - |
Sonstiges | |
Metalliclack | ab 650 |
Leichtmetallfelgen | Serie |
Preisliste Stand | September 2022 |
(fpi [9])
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[1] https://www.heise.de/autos/artikel/Unterwegs-im-Toyota-Prius-IV-3196839.html
[2] https://www.heise.de/tests/VW-Polo-1-0-TSI-im-Test-Beim-Antrieb-bleibt-er-zurueck-6266004.html
[3] https://www.heise.de/bilderstrecke/bilderstrecke_7278093.html?back=7278205;back=7278205
[4] https://www.heise.de/bilderstrecke/bilderstrecke_7278093.html?back=7278205;back=7278205
[5] https://www.heise.de/tests/Elektroauto-Skoda-Enyaq-Coupe-im-Test-Nachholbedarf-bei-Software-und-Batterie-7278580.html
[6] https://www.heise.de/bilderstrecke/bilderstrecke_7278107.html?back=7278205
[7] https://www.heise.de/bilderstrecke/bilderstrecke_7278107.html?back=7278205
[8] https://www.heise.de/news/Elektroautos-Kaufpraemie-wird-gekuerzt-keine-Foerderung-mehr-fuer-Plug-in-Hybride-7190387.html
[9] mailto:fpi@heise.de
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