Porsche Cayenne Coupe PHEV im Fahrbericht: Erleichtert noch schneller

Mit dem GT-Paket soll das Cayenne Coupe durch eine Reduzierung des Gewichts nochmals minimal schneller sein. Erleichtert wird allerdings auch der Käufer.

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Porsche Cayenne Coupé Turbo Hybrid

(Bild: Porsche)

Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Wolfgang Gomoll
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Nur drei Jahre lang wurde Porsche Cayenne Turbo GT in Deutschland angeboten, nun ist Schluss. Ersetzt wird er durch einen Plug-in-Hybrid, der mit den typischen Fabelwerten beim Verbrauch glänzt und reichlich Leistung bietet. Eine erste kurze Ausfahrt sollte klären, wie sich das SUV-Coupé mit diesem PHEV-Antrieb anfühlt.

Die Zuffenhausener Techniker setzen auf einen Antriebsstrang mit einer brachialen Systemleistung von 544 kW sowie einem maximalen Drehmoment von 950 Nm. Die setzt sich zusammen aus einem V8-Biturbo-Motor mit 441 kW und einer E-Maschine mit 130 kW. Rein elektrisch sind bis 135 km/h möglich. Im Verbund soll es gar 305 km/h sein. Im Standardsprint verspricht Porsche 3,6 Sekunden. Hier soll kurz daran erinnert sein, welche Masse dafür in Bewegung gesetzt wird: Leer sind es 2495 kg, und das sind schon rund 100 kg weniger als beim regulären Cayenne Turbo E-Hybrid. Die PCCB-Bremse spart 29 kg ein, das Carbondach 21 kg, die Räder 13 kg, die Abgasanlage aus Titan 19 kg, beim Interieur unter anderem durch die Verwendung von Racetex (Alcantara) 9 kg, die Lithium-Eisen-Polymer-Batterie 12 kg leichter, die Reduzierung der Wandstärke des Stahldrucktanks bringt noch einmal 5 kg und weniger Dämmung 2 kg.

Porsche reduziert mit verschiedenen Maßnahmen das Gewicht. Selbst die Sitzbezüge sollen einen Teil zur Erleichterung beitragen.

(Bild: Porsche)

Das Zusammenspiel von Motor und Getriebe ist gegenüber dem Cayenne E-Hybrid, den wir vor einigen Monaten ausprobiert haben, deutlich verbessert. Das Beschleunigen geht genauso geschmeidig vonstatten wie die Reaktion auf ein leichtes Antippen des Gaspedals. Das SUV-Coupé lässt sich dank der präzisen und mitteilungsfreudigen Lenkung, dem Torsen-Allradantrieb und der annähernd paritätischen Achslastverteilung aus jeder noch so engen Kurve bei jeder Geschwindigkeit entspannt beschleunigen. Der Antritt auf der Geraden ist ohnehin nicht von dieser Welt. Allerdings macht sich beim Einlenken in Kurven das stattliche Gewicht des Achtzylinders in einer Untersteuerneigung bemerkbar.

Auch die Bremse könnte sich noch etwas exakter dosieren lassen. Das haben wir vor allem bei der Testfahrt festgestellt, als wir bei Kreuzungen feinfühlig verzögern wollten. Das Phänomen ist bei einer Rekuperationsbremse systemimmanent. Der aufgefrischte Cayenne-PHEV rekuperiert mit maximal 88 kW, ehe die reguläre Betriebsbremse eingreift. Keine Zugeständnisse haben die Porsche-Ingenieure beim Fahrwerk gemacht, das auch mit höherem Gewicht gegenüber den Varianten mit reinem Verbrennungsmotor problemlos klarkommt und ein entspanntes Vorankommen ermöglicht, obwohl das GT-Paket mit einer höheren Federrate, steiferen Stabilisatoren an der Vorderachse und einer 10-mm-Tieferlegung der Karosserie einhergeht.

Die Batterie hat einen Netto-Energiegehalt von 21,8 kWh, die unter den Bedingungen des WLTP für 71 km am Stück genügen sollen. Im Jahresmittel dürften es inklusive der Ladeverluste 35 kWh/100 km plus X sein. Nachgeladen werden kann nur mit Wechselstrom. Dreiphasig sind 11 kW möglich. Eine Option auf eine DC-Ladung, wie sie Mercedes und neuerdings auch VW in einigem Plug-in-Hybriden gegen Aufpreis bieten, gibt es in diesem Porsche nicht.

Porsche nennt 1,8 Liter im WLTP. Es ist am Gesetzgeber, solchen sinnbefreiten Angaben endlich einen Riegel vorzuschieben, denn selbstverständlich reicht das auch bei äußerster Zurückhaltung für vielleicht 15 bis 20 km. Ohnehin dürfte die Zielgruppe weniger das elektrische Fahren in einem 2,4-Tonnen-SUV mit einem 130-kW-E-Motor im Sinn haben, sondern den elektrischen Part des Antriebs vorrangig als zusätzlichen Booster betrachten. Einige Betriebsmodi sind darauf ausgerichtet. Im Auto-Hybrid- und im EV-Modus nutzt das System die fast den gesamten Energiegehalt der Batterie aus. Bei Sport bleiben 20 Prozent (statt 30 Prozent beim Vorgänger) und bei Sport plus sind es 30 Prozent (Vorgänger 80 Prozent). Die Rest-Prozente sind für einen 20-sekündigen Boost gedacht.

Der Testwagen kam auf einen Listenpreis von knapp 230.000 Euro.

(Bild: Porsche)

208.454 Euro kostet das Cayenne Turbo E-Hybrid Coupé mit GT-Paket. Das sind noch einmal knapp 30.000 Euro mehr als für einen Cayenne Turbo E-Hybrid Coupé ohne GT-Paket, der mit 295 km/h Spitze und 3,7 Sekunden für den Sprint auf Tempo 100 kaum langsamer ist. Nüchtern betrachtet ist das Modell für 180.000 Euro keine zweite Wahl. Andererseits darf Porsche damit rechnen, dass die Zielgruppe die Niederungen einer streng rationalen Herangehensweise an einen Autokauf souverän hinter sich gelassen hat.

(mfz)