Fahrbericht Nissan Qashqai: Nissans Bestseller in dritter Generation

Der Qashqai ragt an kaum einer Stelle hervor - und ist dennoch ziemlich beliebt. Die dritte Auflage soll sich stärker profilieren. Gelingt das?

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Nissan Qashqai

(Bild: Nissan)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Stefan Grundhoff
Inhaltsverzeichnis

Selten sind die Verhältnisse so klar wie bei Nissans Verkaufszahlen: Der Qashqai führt diese hierzulande mit überwältigender Mehrheit an. 14.712 wurden im vergangenen Jahr in Deutschland erstmals zugelassen, der Zweitplatzierte war der Micra mit 5598. Nun geht die nächste Generation des Qashqai an den Start. Wir konnten uns einen ersten Eindruck vom vorläufigen Topmodell verschaffen.

Nissan fährt aktuell eine sehr eigenwillige Modellpolitik: Der Qashqai wird zunächst nur mit einem 1,3-Liter-Benziner angeboten, dessen zwei Leistungsstufen mit 103 und 116 kW nah beieinanderliegen. Mild hybridisiert sind beide, Unterschiede gibt es bei den Getrieben und Antrieben.

Leistung Drehmoment Getriebe Antrieb
103 kW (140 PS) 240 Nm Schaltgetriebe vorn
116 kW (158 PS) 260 Nm Schaltgetriebe vorn
116 kW (158 PS) 270 Nm CVT vorn
116 kW (158 PS) 270 Nm CVT Allrad

Im kommenden Jahr folgt noch ein serieller Hybrid, in dem der Benziner nur einen Generator antreibt, der dann eine vergleichsweise kleine Batterie lädt, und einen E-Motor mit Strom beliefert. Dieser ist dann allein für den Vortrieb zuständig. Dieselmotoren, Plug-in-Hybride oder ein batterieelektrischer Antrieb sind nicht geplant.

Für unsere erste Ausfahrt stand uns die Ausführung mit 116 kW zur Verfügung, im Testwagen gekoppelt mit Allradantrieb und der stufenlosen Automatik. In dieser Kombination wiegt das SUV knapp 1,6 Tonnen. Der Vortrieb ist befriedigend, nicht mehr, aber auch nicht weniger. Höhere Ansprüche vermag der kleine Motor, obwohl er zwischen 1800 und 3750/min immerhin 270 Nm aufbringt, nicht zu erfüllen. Wer den Qashqai hetzt, erntet eher mehr Geräusch als deutlich bessere Fahrleistungen. Für das tägliche Einerlei im dichten Straßenverkehr reicht das Gebotene aber mehr als nur aus.

Die stufenlose Automatik ist gewöhnungsbedürftig, doch wer sich darauf einlässt, erkennt durchaus ihren Wert. Sie ist darauf auslegt, die Maschine möglichst im optimalen Bereich zu halten. Den Effekt, bei gleichbleibender Drehzahl beschleunigen zu können, gibt es auch hier. Insgesamt passt diese Art der Übersetzungsanpassung an das wenig aufgeregte Fahrerlebnis im Qashqai. So gesehen ist es durchaus schade, dass es die schwächere Leistungsstufe nur mit einem Schaltgetriebe gibt. Denn wer es nicht übertrieben eilig hat, wird mit den dort gebotenen Fahrleistungen sicher gut auskommen. Nissan nennt 9,9 Sekunden im Standardsprint und 198 km/h Höchstgeschwindigkeit für das Topmodell, die Version mit 103 kW ist kaum langsamer. Auch beim Verbrauch liegen sie mit 6,2 und 5,8 Litern/100 km nah beieinander.

Nissan Qashqai 2021 außen (6 Bilder)

Die eingeschnittenen Scheinwerfer sollen den dritten Nissan Qashqai markanter machen.

Beim Fahrwerk bleibt der Qashqai eher unauffällig, ohne bei Komfort oder Sport neue Bestmarken zu setzen. Der Abrollkomfort leidet ein wenig unter den 19-Zoll-Rädern samt dünner Flankenhöhe, doch dieses Felgenformat ist ja nicht alternativlos. Wer auf ein kleineres Rad umsteigt, kann hier noch etwas mehr Filterung hoffen. Die Lenkung ist präzise und leichtgängig.

Im Innenraum hat Nissan auf eine futuristische Gestaltung verzichtet, was der Funktionalität zugutekommt. Es gibt eine ausreichende Zahl an Ablagen, die Bedienung gelingt größtenteils intuitiv. Die Idee, im Kombiinstrument weiße Ziffern auf hellgrauen Untergrund servieren zu wollen, ist keine gute, die Lesbarkeit leidet darunter. Wer mag, kann auf verschiedenen Anzeigethemen ausweichen.

Nissan Qashqai 2021 innen (10 Bilder)

Nissan verzichtet auf eine futuristische Gestaltung im Innenraum.

Das Head-up-Display wird nicht auf eine billige Kunststoffscheibe ausgespielt, sondern direkt in die Frontscheibe gespiegelt. Das Platzangebot ist im Rahmen dessen, was rund 4,4 Meter lange SUVs bieten: Vier nicht zu große geratene Erwachsene kommen gut unter. Der Kofferraum fasst zwischen 436 und 1422 Liter, also etwas weniger als im vergleichbar großen Skoda Karoq. Keineswegs zu vernachlässigen: Die Verarbeitung des neuen Qashqai machen einen ziemlichen soliden Eindruck.

Das Basismodell ist offiziell ab 25.790 Euro zu haben. Der Schritt zumindest zur „Acenta“-Ausstattung erscheint sinnvoll, wenngleich er mit 4500 Euro auf den ersten Blick überraschend groß ausfällt. Doch der Qashqai bringt dann schon allerhand mit: Android Auto und Apple CarPlay, Klimaautomatik, Lederlenkrad und Rückfahrkamera sind dann schon inklusive. Aufrüsten lässt sich diese Linie, typisch für asiatische Hersteller, nicht. Wer also Spurhalte-Assistenten, Head-up-Display, Bose-Soundsystem, motorisierte Heckklappe oder 20-Zoll-Felgen braucht, muss zu den teuersten Linien „Tekna“ oder „Tekna+“ greifen. Damit überschreiten einige Qashqai dann allerdings die 40.000-Euro-Marke. Ein wesentlicher Anziehungspunkt des Qashqai, nämlich sein vergleichsweise fairer Preis, rückt bei diesen Summen etwas in den Hintergrund.

(mfz)