MIT Technology Review 1/2024
S. 20
Titel
Chipindustrie
Hightech-Komponenten für die Chipfertigung wie dieses Beleuchtungssystem für die EUV-Lithografie von Zeiss werden immer mehr zur Waffe in geostrategischen Auseinandersetzungen.
Hightech-Komponenten für die Chipfertigung wie dieses Beleuchtungssystem für die EUV-Lithografie von Zeiss werden immer mehr zur Waffe in geostrategischen Auseinandersetzungen.
Foto: ZEISS

Reich der Mittelklasse

Mit scharfen Handelsbeschränkungen im IT-Sektor versuchen die USA, den Aufstieg Chinas zur technologischen Führungsmacht zu stoppen. Möglicherweise bewirken sie damit genau das Gegenteil.

Wolfgang Stieler

Was 2018 mit einem Handelsstreit zwischen China und den USA begann, hat sich inzwischen zu einer weltweiten geostrategischen Auseinandersetzung entwickelt. Dem damaligen US-Präsidenten Donald Trump waren vor allem das enorme Handelsdefizit der USA und der durch die Regeln für ausländische Unternehmen in China erzwungene Technologietransfer ein Dorn im Auge. Aber es geht längst nicht mehr nur um Geld. China will bis 2030 globaler Technologieführer sowie die Nummer eins in Sachen Künstlicher Intelligenz werden. Und die USA wollen das verhindern.

„Die USA haben die umfassendsten Beschränkungen für Technologielieferungen nach China seit dem Kalten Krieg eingeführt“, schrieb die Denkfabrik Mercator Institute for China Studies im Herbst 2022 in einem Analysepapier. „Der Schritt markiert einen grundlegenden Wandel im technologischen Wettbewerb zwischen den USA und China. Bislang beschränkte Washington bestimmte Technologien mit eindeutigem militärischen Verwendungszweck … Ziel ist es nun, China zu bremsen, indem man die wichtigsten Engpässe bei KI-Chips, elektronischer Design-Automatisierungssoftware, Fertigungsanlagen und deren Komponenten waffenfähig macht.“