MIT Technology Review 8/2023
S. 44
Titel
Ökologie

Abgase in die Pflanze

Kohlendioxid via Photosynthese in Böden, Wälder, Moore und Meere zu schleusen, ist die biologische Art des Klimaschutzes. Vieles ist damit möglich, jedoch nicht alles sinnvoll.

Andrea Hoferichter

„Hallo, wir ernten gerade Radieschen“, begrüßt mich der Biogärtner Daniel Fischer an einem sonnigen Herbsttag. Die Felder des Lindenhofes im niedersächsischen Eilum sind mit weißen Schutznetzen bedeckt. An den Rändern lugt braun-schwarze, krümelige Erde hervor. „Unser Ansatz ist, dass ein Boden voller Leben und voller organischer Substanz auch die Pflanzen optimal versorgt und auch dafür sorgt, dass weniger Krankheiten und Schädlinge auftreten. Daher versuchen wir, ein möglichst intaktes Bodenleben zu etablieren, zu erhalten, mit möglichst viel Humusgehalt.“

Mit diesem Ansatz wird der Gärtner auch zum Klimawirt. Denn er nutzt eine Art natürlichen Kohlendioxidsauger: Pflanzen angeln das kohlenstoffhaltige Gas aus der Luft und bauen es via Photosynthese in Wurzeln, Stängel, Zweige und Blätter ein. Eine Armada aus Mikroben, Springschwänzen, Hornmilben und Regenwürmern macht sich über die Pflanzenreste her und verwandelt sie in Humus. Im Idealfall speichert die nährstoffreiche Mischung einen Teil des Kohlenstoffs über mehr als 1000 Jahre.