MIT Technology Review 7/2023
S. 59
Report
Déjà-vu

Übertriebene Hoffnungen und Sorgen

An dieser Stelle blicken wir auf frühere Artikel der MIT Technology Review zurück, die heute wieder aktuell sind. Diesmal: dezentrale Stromerzeugung.

Gregor Honsel

„Die dezentrale Erzeugung zerlegt unser Energiesystem“, prognostizierten wir in Heft 7/2016. Ein Symptom: „Die Energiekonzerne fürchten um ihre Einnahmen. Wegen der niedrigen Börsenstrompreise – der Preis pro Megawattstunde ist in den letzten fünf Jahren um etwa zwei Drittel gesunken – verdienen sie schon heute wesentlich weniger als früher.“

Zumindest die Sorge um ihre Einnahmen erwies sich als unberechtigt. Der RWE-Börsenkurs hat sich seitdem vervierfacht. Und im Sommer 2022 sind die Strompreise geradezu explodiert. Ursachen waren schwächelnde französische Atomkraftwerke, die die Stromnachfrage auch in Deutschland erhöhten, sowie gestiegene Gaspreise wegen des Ukraine-Kriegs (siehe S. 79). Mittlerweile hat sich der Börsenstrompreis zwar wieder auf deutlich niedrigerem Niveau eingependelt, ist aber immer noch doppelt so hoch wie vor sechs Jahren.