MIT Technology Review 4/2023
S. 40
Titel
KI-Sprachmodelle
Illustration: Midjourney/Vanessa Bahr, Matthias Timm

Der Geist in der Maschine

Auf den ersten Blick sind große Sprachmodelle nur Maschinen, die Texte ergänzen. Auf den zweiten Blick zeigen moderne KIs jedoch verblüffende Fähigkeiten. Deutet das auf Spuren von Intelligenz hin?

Wolfgang Stieler

Wenn das Alan Turing noch erlebt hätte. In seinem Essay Computing Machinery and Intelligence parierte der Informatik-Pionier bereits 1950 zahlreiche Einwände gegen die Vorstellung, dass Computer jemals denken könnten. Er war fest davon überzeugt, dass es keine prinzipiellen Argumente gäbe, die gegen „denkende“ und „intelligente“ Maschinen sprächen.

Damals war die Zahl der weltweit verfügbaren Computer an zwei Händen abzählbar – und die meisten wurden vom Militär betrieben. Erst 1951 brachten der Ingenieur John Presper Eckert und der Physiker John W. Mauchly mit dem UNIVAC I in den USA den ersten kommerziell verfügbaren universellen Computer auf den Markt – ein technisches Wunderwerk mit 5200 Röhren, 18 000 Kristall-Dioden und einem Arbeitsspeicher aus Quecksilber. Die Maschine benötigte 35 Quadratmeter Stellfläche und wog 13 Tonnen. Sie konnte damals schwindelerregende 1905 Rechenoperationen pro Sekunde durchführen – ein moderner Mehrkern-Prozessor in einem heutigen Laptop kommt inzwischen auf einige hundert Milliarden Rechenoperationen pro Sekunde.