MIT Technology Review 2/2023
S. 108
Review
Medien

Mit 15 traut sich Ananda Klaar beim Fridays-for-Future-Klimastreik ans Mikro, dann verhindert die Pandemie weitere Demo-Auftritte. Mit 18 schreibt sie sich ihren Frust über die Ignoranz der Alten von der Seele.

Ulf J. Froitzheim

Pflichtlektüre für Entscheidungs-Träge

Eigentlich schreiben 18-Jährige keine Bücher, die ein angesehener Verlag auf totes Holz druckt. Ananda Klaar sucht aber die Öffentlichkeit – nicht nur in ihrer Altersgruppe, sondern vor allem bei den Millennials, der Generation X, den Boomern. Denn nur die „Erwachsenen“ treffen oder verschleppen die Entscheidungen, von denen die Zukunft der Jungen abhängt.

Deshalb liest, schaut und hört die mittlerweile 19-jährige Politikstudentin traditionelle Medien. Deshalb hat sie aus der Nachrichtenflut allerlei alarmierende Informationen herausgesiebt, die jedermann und jedefrau wahrnehmen könnten, gingen sie ihnen nur nicht zum einen Ohr rein und zum anderen raus. Deshalb verbrachte Klaar die Monate zwischen Abitur und Uni nicht mit Spaßreisen, sondern verfasste eine Synopse des gesellschaftlichen und politischen Versagens aus dem Blickwinkel der Generation, die das alles wird auszubaden haben und die dementsprechend sauer ist. Wütend. Verzweifelt. Hoffend. Ananda Klaar hat beschlossen, die Stimme der Kinder zu sein, von denen wir die Erde nur geborgt haben.