MIT Technology Review 1/2023
S. 3
Editorial
, Foto: Ricardo Wiesinger
Foto: Ricardo Wiesinger

Liebe Leserinnen und Leser,

der Ukraine-Krieg führt uns gerade vor Augen, was in Zukunft bitter nötig werden wird: Der Energieverbrauch muss runter. Was jetzt akut ist, nämlich aufgrund des wirtschaftspolitischen Drucks und der hohen Kosten weniger zu heizen und Energie zu sparen, ist im besten Fall eine Art Schocktherapie fürs 21. Jahrhundert. Denn die große Krise der kommenden Jahrzehnte ist der Klimawandel, der unmittelbar mit unserem hohen Ressourcen- und Energieverbrauch zusammenhängt.

Es ist mitnichten damit getan, allein auf die Energiewende oder technische Effizienzsteigerungen zu setzen – aber sie sind ein erster Schritt. Deshalb stellen wir einige in dieser Ausgabe vor. Sie sind ohne Frage beeindruckend, etwa wie sich auf den letzten Metern noch mehr Effizienz aus E-Autos herausholen lässt (Seite 38). Oder die Fortschritte im Bereich von Siliziumkarbid: Ein faszinierender Stoff, der für viele Effizienzgewinne in den Bereichen Elektromobilität, Solar- und Windkraft oder Industrie verantwortlich ist (Seite 44). Und nicht zuletzt, wie Künstliche Intelligenz energiesparender wird (Seite 46).

Aber die entscheidende Frage ist, wie eine Gesellschaft aussieht, die grundsätzlich weniger Energie verbraucht (Seite 14). Das könnte bedeuten, mit Gewohnheiten zu brechen, die unser Leben ausmachen. Der Historiker Frank Trentmann sagt dazu (Seite 22): „Das Autofahren, die Urlaubsreise, die Tatsache, dass eine Wohnung 21 Grad haben muss. Das halten wir für selbstverständlich, weil die Gesellschaft um uns herum so formiert ist, wie sie ist.“ Heißt: Wir können diese Gewohnheiten ändern, sie sind nicht gottgegeben.

Um konkret mit dem Heizen zu beginnen: Wir zeigen auf, was welche Einsparungen in den heimischen vier Wänden wirklich bringen. Wer die Raumtemperatur zu Hause zum Beispiel dauerhaft auf 19 statt 21 Grad einstellt, kann im Schnitt fast 20 Prozent Energie sparen (Seite 26). Und wie genau funktioniert eigentlich eine Heizkurve (Seite 36)? Apropos Heizung: Wir erklären, dass Wärmepumpen durchaus auch in älteren Häusern verbaut werden können (Seite 30).

Groß denken, klein anfangen: Anders geht es nicht. Wenn wir es schaffen, die neue Normalität des Energiesparens in ihrer langfristigen Bedeutung zu begreifen und ernst zu nehmen, dann ist auch eine Veränderung möglich. Denn die ist nötig, wenn wir unseren zukünftigen Generationen einen Ort für ein gutes Leben hinterlassen wollen.

Ihr

Luca Caracciolo

@papierjunge

Haben Sie uns abonniert? Lesen Sie ausgewählte TR-Magazinartikel kostenlos auf Heise+. So geht‘s!