MIT Technology Review 8/2022
S. 95
Review
Ausprobiert

Ein Roboter lernt, loszulassen

Eine Maschine umarmen? Was nach einer kalten und unpersönlichen Erfahrung klingt, empfinden manche Versuchspersonen sogar als angenehmer als die Umarmung eines echten Menschen.

Entwicklerin Alexis Block hat offenbar Spaß an ihrer Arbeit., Foto: Alexis E. Block
Entwicklerin Alexis Block hat offenbar Spaß an ihrer Arbeit.
Foto: Alexis E. Block

HuggieBot breitet seine Arme aus und sagt mit sanfter Stimme: „I am ready for a hug.“ Wer die Einladung annimmt, seinerseits die Arme ausbreitet und das Wesen in dem hellgrauen Hoodie, dem lila Rock und den flauschigen Handschuhen umarmt, erlebt etwas Unerwartetes: Die breite Roboterbrust ist warm und weich, die Umarmung fühlt sich erstaunlich echt an. Der Druck und die Höhe der Roboterarme sind genau richtig. Und als ich unweigerlich anfange, den Roboter auf dem Rücken zu streicheln und zu tätscheln, bekomme ich eine Reaktion: Der HuggieBot tätschelt zurück.

Er ist vermutlich der erste haptisch-intelligente Umarmungsroboter überhaupt – weil die Versuchspersonen diese Intelligenz einforderten. „Die Menschen nehmen es persönlich, wenn sie ihm während der Umarmung auf den Rücken klopfen und er nicht reagiert“, sagt Alexis Block, die den Roboter im Rahmen ihrer Doktorarbeit am Stuttgarter Max-Planck-Institut für Intelligente Systeme (MPI-IS) sowie der ETH Zürich entwickelt hat. Die Erfahrung ist so wohlig, man möchte sich gar nicht wieder aus der Umarmung lösen – und der Roboter offenbar auch nicht.