iX 10/2016
S. 142
Praxis
Bedienkonzepte
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Desktop-Oberfläche und Kommandozeile kombinieren

Maus trifft Kommando

Grafische Oberflächen und Kommandozeile standen sich lange Zeit als konkurrierende Bedienmethoden gegenüber. Angesichts der GUIs moderner Betriebssysteme schien das Command Line Interface (CLI) ausgedient zu haben. Doch das erhebliche Automatisierungspotenzial – nicht nur für Administratoren, sondern auch für Power-User – verschaffte der Kommandozeile ein Comeback.

Grundsätzlich spaltet sich die IT-Welt in zwei Lager: Mausbenutzer und Kommandozeilenanwender. Wurde früher das jeweilige Bedienkonzept teilweise mit geradezu religiösem Eifer verfochten, haben sich die Welten über die Jahre versöhnlich angenähert. Die Zeiten, in denen ein Unix-/Linux-User das X Window System nur startete, um mehrere Konsolen parallel öffnen zu können, sind längst vorbei. Auch Windows-Anhänger sind inzwischen froh, sich mit leistungsfähigen Scripting-Interfaces, die keine DOS-Relikte mehr sind, von Routinearbeiten befreien zu können. Zu guter Letzt hielt auch auf dem klassischen mausbedienbaren System des Mac zur letzten Jahrtausendwende die Unix-Shell als CLI-Werkzeug Einzug. Es herrscht Konsens, dass beide Welten ihre Vorteile haben. Außerdem ergänzen sie einander perfekt.

Im Zusammenspiel aus Kommandozeile und Desktop-System hat sich über die Jahre einiges getan. Früher gab es nur die Möglichkeit, Text über die Zwischenablage in das Kommandozeilenfenster einzufügen oder Text aus dem CLI über das Clipboard zurück in die Desktop-Welt zu holen. Heute ist gut verzahnte Zusammenarbeit möglich. Im Wesentlichen beherrschen moderne Systeme neben dem klassischen Copy-and-Paste von Text zusätzlich verschiedene Drag-and-Drop-Operationen in Richtung Kommandozeile, Kommandozeilenbefehle zum Öffnen von Objekten in der grafischen Benutzeroberfläche, Befehle zum Manipulieren der Zwischenablage und teilweise Cursor-Steuerung per Maus im Kommandozeilenfenster – jeweils in unterschiedlichen Ausprägungen.