c't 16/2023
S. 114
Wissen
KI-Beauty-Filter
Bild: hanahal / stock.adobe.com, KI Midjourney | Bearbeitung: c’t

Narziss im Netz

Wie KI-Gesichtsfilter unsere Wahrnehmung manipulieren

Eine neue, KI-basierte Generation von Beauty-Filtern verändert die Selbst- und Fremdwahrnehmung. Auf die Gesellschaft kommen Gefahren zu, insbesondere auf Heranwachsende. Erste Anzeichen sind bereits zu beobachten.

Von Samira El Ouassil

Als 2007 Apples iPhone auf den Markt kam, fehlte ihm ein heute allgegenwärtiges Feature: die Frontkamera. Da abzusehen war, dass die Handynetze immer leistungsfähiger werden würden, antizipierte der Hersteller eine Zunahme von Videotelefonie. Daher fügte er 2010 mit der vierten Generation seines Telefons erstmals einen solchen fotografischen Spiegel bei. Diese Selfiekamera schuf fortan einen neuen Akteur in der digitalen Selbsterzählung: das demonstrativ mit Anderen geteilte Gesicht.

Der Philosoph und Kunsthistoriker Wolfgang Ullrich schrieb über das Selfie: „Sich zum Bild zu machen heißt nicht nur, am eigenen Gesichtsausdruck zu arbeiten oder ihn an einem Vorbild zu orientieren, sondern auch, die eigene Sichtbarkeit zu vergegenwärtigen und zu steigern. Ausdrücklich sichtbar zu sein ist wiederum gleichbedeutend damit, sich auf ein Gegenüber hin auszurichten: auf diejenigen, die das Selfie sehen werden.“

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