c't 13/2023
S. 124
Wissen
Twitter-Alternativen
Bild: KI Midjourney | Bearbeitung: c't

Die Möchtegern-Erben

Ein Blick auf diverse potenzielle Twitter-Nachfolger

Seit einem halben Jahr baut Elon Musk Twitter ohne Rücksicht auf Verluste und zum Missvergnügen vieler Nutzer um. Das eröffnet konkurrierenden Netzwerken neue Chancen. Die interessantesten Alternativen setzen auf Föderation – aber nicht im Fediverse, sondern mit eigenen Protokollen.

Von Volker Weber

Ein soziales Netzwerk, das nicht an ein einzelnes Unternehmen gebunden ist, sondern auf offene technische Standards aufsetzt; bei dem voneinander unabhängige Server Nutzerdaten speichern, die Inhalte jeweils selber moderieren und sich untereinander austauschen; bei dem die Nutzer ihre Accounts bei einem Anbieter ihrer Wahl einrichten und bei Bedarf umziehen können: Das beschreibt das Fediverse mit dem zugrundeliegenden Protokoll ActivityPub recht genau. Es ist aber zugleich die Blaupause für ein weiteres soziales Netzwerk, das als erfolgversprechender Twitter-Nachfolger gehandelt wird – und das ausgerechnet aus Twitter heraus angeschoben wurde.

Während seiner letzten Runde als Twitter-CEO startete Jack Dorsey 2019 ein Forschungsprojekt, das einen offenen Standard für Social Media entwickeln sollte. Den technischen Kern bildet das föderierte AT-Protokoll. Aus diesem von Twitter finanzierten Projekt entstand das Unternehmen Bluesky. 2022 wurde es noch vor der Twitter-Übernahme durch Elon Musk vollständig von Twitter unabhängig, Twitter hatte bis dahin 13 Millionen US-Dollar in Bluesky investiert. Musk gab den von Dorsey formulierten Wunsch auf, Twitter auf das AT-Protokoll umzuziehen.

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