c't 7/2022
S. 88
Test & Beratung
Breitband-Tarife

Schnell ins Netz

Leistungsfähige Breitbandanschlüsse für Privatkunden

Breitbandanschlüsse für Privatkunden sind leistungsfähig und günstig. Die Mehrzahl der Haushalte kann bereits einen Anschluss mit 250 Mbit/s bekommen, vielerorts sind sogar bereits Gbit/s-Anschlüsse erhältlich. Ein Anschlusswechsel kann sich durchaus lohnen, es winken günstige Preise, neue Hardware und höhere Datenraten. Eine Marktübersicht.

Von Urs Mansmann

Der Breitbandanschluss ist in Deutschland Teil der Grundversorgung. 96 Prozent der Haushalte haben einen Anschluss, 36,1 Millionen Anschlüsse zählte die Bundesnetzagentur in ihrem jüngsten Jahresbericht. Selbst in Mecklenburg-Vorpommern, dem Schlusslicht beim Breitbandausbau in Deutschland, können mehr als drei Viertel aller Haushalte mindestens 100 Mbit/s erhalten.

Die Anbieter setzen im Jahr 8 Milliarden Euro mit Breitbandanschlüssen um. Kein Wunder, dass der Markt hart umkämpft ist. Derzeit verschieben sich allerdings die Marktanteile nachhaltig, was den Markt in den kommenden Jahren sehr verändern wird. Der Löwenanteil der Anschlüsse nutzt bislang noch ein Kupferkabel für den Zugang. Mit VDSL lassen sich bis zu 250 Mbit/s, mit dem TV-Kabel bis zu 1000 Mbit/s realisieren. Bei Neubauten ist inzwischen aber Glasfaser Standard, das derzeit zumeist bis 1000 Mbit/s, künftig aber ein Vielfaches davon bereitstellen wird. Ein Glasfaseranschluss ist obendrein zuverlässiger, schneller, energiesparender und damit günstiger als ein DSL- oder Kabelanschluss. Es ist also klar, wer auf Dauer das Rennen machen wird.

Bis zum Glasfaserausbau müssen viele Millionen Haushalte aber mit dem leben, was liegt. Der harte Wettbewerb bringt günstige Preise mit sich, aber leider auch schlechten Service, weil die Anbieter lieber an Mitarbeitern sparen als an Werbung. Rund die Hälfte der Haushalte kann einen Anschluss übers TV-Kabel erhalten. Vodafone als größter Anbieter hat sein Kabelnetz bundesweit massiv ausgebaut, für bis zu 1 GBit/s ertüchtigt und die Kapazitäten im Kabelnetz erhöht. Die früher häufige Klage über mangelnde Kapazität und abends lahmende Internetverbindungen hört man nur noch selten. Allerdings erhält man als Kabelkunde keine öffentliche IPv4-Adresse, was Einschränkungen mit sich bringen kann. Noch ungünstiger ist es, wenn der Provider kein natives IPv6 bereitstellt (siehe S. 56) wie bei Easybell und EnBW.

Die DSL-Angebote liegen preislich sehr dicht beieinander. Das liegt daran, dass alle bundesweiten Anbieter auf Vorleistungen der Telekom angewiesen sind, die diese zu festgelegten Preisen anbieten muss. Anders sieht es in den Kabelnetzen aus: Hier sind die Anbieter Eigentümer der Netze, die zum größten Teil schon vor Jahrzehnten verlegt wurden. Diese Angebote sind deshalb spürbar preiswerter. Allerdings gibt es im TV-Kabel keine Angebote mit kurzer Laufzeit.

Typischerweise bekommt man DSL-Anschlüsse mit 50 bis 250 Mbit/s im Downstream angeboten. Allerdings sollte man auch den Upstream betrachten. Die meisten 50-Mbit/s-Anschlüsse haben nur 10 Mbit/s in Senderichtung, schnellere Anschlüsse warten mit 40 Mbit/s auf. Das macht einen erheblichen Unterschied, wenn man größere Datenmengen in die Cloud lädt oder E-Mails mit Anhängen verschickt. Die 100-Mbit/s-Anschlüsse sind ein guter Kompromiss: Sie kosten im Monat üblicherweise nur 5 Euro mehr als die Sparvariante mit 50 Mbit/s und bieten einen ordentlichen Upstream. Die angebotenen 100 Mbit/s werden oft erreicht.

Anders sieht es bei 250 Mbit/s aus. Je nach Leitungslänge bleibt die tatsächliche Anschlussrate oft mehr oder weniger deutlich unter dem versprochenen Wert. In einigen Fällen reduzieren die Anbieter die maximal erreichbare Datenrate auf 175 Mbit/s. Mit der derzeitigen Vectoring-Technik sind DSL-Anschlüsse mit solchen Datenraten komplett ausgereizt.

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Kabel mit Reserven

Mehr Reserven stecken im TV-Kabel. Mit einer intakten und korrekt eingemessenen Hausverkabelung lassen sich die angegebenen Werte technisch an jedem Anschluss erreichen. Die Benutzer sind allerdings in Gruppen zusammengefasst, den sogenannten Nodes. Alle Teilnehmer in einem solchen Node teilen sich die verfügbare Datenrate. Ist die Überbuchung zu hoch, sodass es in Spitzenzeiten zu Engpässen kommt, reagieren die Betreiber üblicherweise mit einem Node-Split, sie bilden also aus den vorhandenen Teilnehmern mehrere Gruppen. Teilen sie beispielsweise eine vorhandene Gruppe mit 1000 Teilnehmern in vier Gruppen à 250 Teilnehmer auf, vervierfacht das die Übertragungskapazität des Netzes.

Welche Datenrate man tatsächlich benötigt, hängt davon ab, was man mit dem Anschluss anstellen will. Für einen Einpersonenhaushalt, in dem der Anschluss nur für das WLAN fürs Smartphone und gelegentliches Streaming verwendet wird, reicht ein 16-Mbit/s-Anschluss vollkommen aus. Hängt auch noch das Homeoffice dran, sind 50 Mbit/s Pflicht, schon wegen des ansonsten unzureichenden Upstreams für Videokonferenzen. Hängen mehrere Nutzer am Anschluss wie in Familien oder Wohngemeinschaften, sollte man noch Datenrate draufpacken, wenn der Anschluss das hergibt.

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