c't 7/2022
S. 80
Test & Beratung
Edel-VR-Headset

Luxuslinse

High-End-VR-Headset: Varjo Aero mit 7,8 Megapixeln pro Auge im Test

Sie finden Virtual Reality faszinierend, aber die Displays der Headsets waren Ihnen bislang zu pixelig? Dann könnte die Varjo Aero etwas für Sie sein. Sie kostet zwar über 2000 Euro, bietet aber auch ein extrem scharfes Bild. Der c’t-Test zeigt, wo es noch hakt.

Von Jan-Keno Janssen

Die VR-Headsets des finnischen Herstellers Varjo gelten als Rolls-Royce der Virtual Reality – schließlich musste man für die Brillen bislang bis zu 10.000 Euro ausgeben. Solche Preise zahlten vor allem Unternehmen, keine Privatleute. Mit der Varjo Aero sollen nun erstmals auch – finanzkräftige – Enthusiasten angesprochen werden: 2368 Euro kostet die Brille; zusätzlich benötigt werden SteamVR-Basisstationen (pro Stück 149 Euro, empfohlen werden drei) und Hand-Controller (299 Euro fürs Paar Valve-Index-Controller). Das ist kein Pappenstiel, vor allem wenn man den Preis des aktuell populärsten VR-Headsets gegenüberstellt: Die Meta Quest 2 kostet 350 Euro inklusive Controllern; Raumtracking beherrscht sie ohne externe Sensoren. Dafür bietet sie aber auch ein weniger scharfes Bild: Die Quest 2 zeigt pro Auge 1832 × 1920 Pixel (rund 3,5 Megapixel), die Varjo Aero 2880 × 2720 Pixel, also mehr als doppelt so viele Bildpunkte. Der Unterschied ist problemlos zu erkennen, das Bild wirkt im Varjo-Headset deutlich schärfer als in der Quest 2.

Mit einer Infrarotkamera erfasst das Varjo-Headset die Pupillen.

Das zweite wichtige Unterscheidungsmerkmal sind die eingebauten Eye-Tracking-Sensoren in der Varjo Aero. Bei der Kalibrierung nach dem Aufsetzen messen sie den Augenabstand und die Displays fahren sich motorisch exakt vor die Augen. Außerdem erfassen die Sensoren 200-mal in der Sekunde die Position der Pupillen. Dieses Augentracking kann zum Beispiel für das sogenannte Foveated Rendering eingesetzt werden: Die Technik spart massiv Rechenleistung, indem sie nur diejenigen Bildbereiche in voller Auflösung rendert, auf die die Augen gerade schauen. Alles andere darf ruhig etwas unschärfer sein – denn der menschliche Sehapparat nimmt das äußere Sichtfeld gar nicht scharf wahr. Allerdings ist der reduzierte Rechenaufwand auch dringend notwendig, denn die vielen zu bespielenden Pixel der Varjo Aero brauchen Power: Im angeschlossenen Windows-PC (Linux und macOS werden nicht unterstützt) sollte mindestens eine GeForce RTX 3070 oder 2080 stecken, empfiehlt Varjo. Im Test versuchten wir es zeitweise mit einer RTX 2070 Super – tatsächlich ruckelten damit schon einige nicht sonderlich aufwendige Programme. Eine flüssige Darstellung ist in VR noch wichtiger als auf 2D-Displays, denn Ruckeln ist nicht nur nervig, sondern führt bei vielen Menschen schnell zu Übelkeit. Die Varjo-Displays laufen mit 90 Hertz, wollen also im besten Fall mit 90 Bildern pro Sekunde versorgt werden.

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