c't 7/2022
S. 32
Aktuell
Ukraine-Krieg: Internetzensur

Eiserner Vorhang 2.0

Zensur und Desinformation im Ukraine-Krieg

Kritische Medien in Russland haben nicht nur mit der Zensur der staatlichen Medienaufsicht Roskomnadsor zu kämpfen, sondern auch mit Sperren der EU und sozialer Plattformen wie YouTube und TikTok. Reporter ohne Grenzen kritisieren die Zensurmaßnahmen, weil sie die Situation russischer Journalisten verschlechtern.

Von Hartmut Gieselmann

Der freie Zugang zu Informationen ist in Kriegszeiten besonders schwierig. Einen wichtigen Indikator der Pressefreiheit gibt die Rangliste der Reporter ohne Grenzen (RSF): Russland rangiert auf Platz 150 von 180, noch weit hinter der Ukraine auf Platz 97. In beiden Ländern ist es mit der Pressefreiheit nicht weit her und auch Deutschland (Platz 13) bekommt vom RSF nur die Note Befriedigend. Deshalb ist es zur Beurteilung der Lage im Ukraine-Krieg wichtig, möglichst viele Quellen auszuwerten, also außer deutschen auch ukrainische, russische und internationale, die Google Translate verständlich übersetzt.

Aric Toller vom britischen Rechercheverbund Bellingcat wendet sich gegen eine pauschale Verurteilung sämtlicher russischer Medien. In seinem Artikel „How (not) to Report on Russian Disinformation“ weist Toller auf die heterogene Medienlandschaft in Russland hin und zählt Publikationen wie Novaya Gazeta, Meduza, Wedomosti und Kommersant zu den Kreml-kritischen Webseiten.

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