c't 8/2020
S. 128
Wissen
Linux auf dem Raspi

Jenseits von Raspbian

Mainstream-Distributionen und Vanilla-Linux für aktuelle Raspberry-Pi-Modelle

Längere Wartung, aktuellere Anwendungen, frische Kernel oder gewohnte Arbeitsumgebung: Gründe gibt es reichlich, den Raspi mit einer Linux-­Distribution zu betreiben, die man von PCs kennt. Letztlich will das aber wohlüberlegt sein.

Von Thorsten Leemhuis

Raspbian ist für Raspis oft eine gute Wahl, schließlich ist es maßgeschneidert für die populären Kleinstcomputer. Dennoch gibt es manchmal gute Gründe, ein anderes Betriebssystem einzusetzen. Einige aus der x86-Welt bekannte Distributionen erhalten etwa deutlich länger Pflege und warnen, wenn eine Sicherheitslücke entdeckt und behoben wurde. Mit dem vertrauten Betriebssystem vergisst man zudem schneller, dass nicht x86-, sondern ARM-Kerne die Rechenarbeit erledigen. Hardcore-Fans und Entwickler bestimmter Distributionen wollen oder müssen halt genau diese manchmal einsetzen. Und wer am offiziellen Linux-Kernel mitarbeitet, will den sicher auch auf seiner Hardware einsetzen.

Linux für den Raspi 4

Beim neuesten Raspi ist das alles noch nicht so leicht: Die regulären, von Linus Torvalds gepflegten und bei Kernel.org erhältlichen Linux-Kernel booten erst seit Linux 5.5 auf dem Raspi 4. Der Support für den im Juni 2019 eingeführten Kleinstcomputer ist bei dieser Ende Januar veröffentlichten Version aber noch lückenhaft. Beispielsweise fehlt Treibercode für den PCIe-Controller, der im Prozessor des Raspi 4 steckt. Die Folge: Nicht einmal USB-Geräte wie Tastatur und Maus funktionieren, da der USB-Controller über den PCIe-Controller dieses „System on a Chip“ (SoC) angebunden ist. Dieses Manko beseitigt das parallel zu dieser c’t erwartete Linux 5.6 [1]. Bei 5.7 sollen neben Unterstützung für alle 58 GPIO-Pins des neuesten Raspi auch GPIO-Label folgen; über Letztere können Programme, die Kontaktstifte verwenden wollen, leicht und verwechslungssicher die benötigte GPIO-­Adresse ermitteln. Diese für Juni erwartete Linux-Version soll auch Treiberänderungen erhalten, die den USB-Controller in eine stromsparende Betriebsart schalten.

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