c't 4/2020
S. 32
Aktuell
Bildmanipulation

Pass mit zwei Gesichtern

Gesetzesänderung soll manipulierte Passbilder verhindern

Per Image Morphing lässt sich das eigene Passbild so mit dem einer anderen Person verschmelzen, dass es außer den eigenen auch die fremden biometrischen Merkmale enthält. Weil die Morphing-Algorithmen die Gesichtszüge dabei nur minimal ­verändern, ist es visuell kaum vom eigenen Konterfei zu unterscheiden. Die Bundesregierung will verhindern, dass derart manipulierte Fotos auf offiziellen Pässen landen. Doch was steckt eigentlich technisch ­hinter dem „Doppelpass“?

Von Andrea Trinkwalder

Einer Aktivistin des Künstlerkollektivs Peng! ist es schon vor Jahren gelungen, sich einen offiziellen deutschen Pass mit einem gemorphten Foto ausstellen zu lassen. Beim Morphen von Passbildern entsteht ein Mischwesen, das visuell nicht vom Antragsteller zu unterscheiden ist, aber die biometrischen Merkmale einer weiteren Person enthält. Ihre zweite digitale Identität lieh sich die Aktivistin von keiner geringeren als der ehemaligen EU-Außen- und Sicherheitsbeauftragten Federica Mogherini.

Das Porträt in der Mitte sieht der Person links zum Verwechseln ähnlich, könnte allein aufgrund seiner biometrischen Merkmale aber auch als die rechte Person identifiziert werden.
Bild: Fraunhofer HHI

Das Bundesinnenministerium möchte nun verhindern, dass die publik gewordene Lücke ausgenutzt wird. Wer einen Pass beantragt, soll sein biometrisches Foto deshalb nicht mehr selbst mitbringen dürfen. Seehofers Gesetzesentwurf sieht vor, dass Bilder künftig von einem speziellen Automaten angefertigt und direkt ins System der Passämter übertragen werden. Doch wie genau funktioniert dieses Morphing und warum kann ein Foto plötzlich zwei Identitäten enthalten? Denn eigentlich sind biometrische Merkmale ja einzigartig.

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