c't 20/2020
S. 118
Test & Beratung
PC-Mainboards

Für ein paar Zehner

Preiswerte und sparsame Mainboards für Core-i-10000-Prozessoren

Für die zehnte Generation der Core-i-Prozessoren gibt es mit dem H410, B460 und H470 gleich drei Chipsätze für Mainboards, die ohne viel Bling-Bling auskommen. Doch bei LGA1200-Boards für 60 bis 100 Euro muss man wichtige Einschränkungen hinnehmen.

Von Christian Hirsch

Die Mainboard-Hersteller versuchen sich mit immer ausgefalleneren Hauptplatinen zu übertrumpfen. Auf High-­End-Boards sitzen Zusatzfunktionen wie Thunderbolt 3, 10-GBit-Ethernet, WLAN nach Wi-Fi-6-Standard sowie bunte RGB-LEDs oder OLED-Minidisplays. Top-­Modelle sind gar mit vollflächigen Wasserkühlern versehen. Doch all das treibt den Preis schnell hoch – im Extremfall bis in den vierstelligen Bereich.

Jedoch wollen viele Anwender weder zwei Grafikkarten stecken, noch das Backup ihrer Steuererklärung mit SSD-Geschwindigkeit aufs NAS beamen. Statt­dessen zählen bei einem Allround- oder­ Büro-PC ein möglichst geringer Kaufpreis, ein niedriger Energiebedarf und eine schlanke Ausstattung. Denn eine Funk­tion, die nicht vorhanden ist, kann auch nicht kaputtgehen.

Wir haben deshalb vier LGA1200-­Mainboards für Intels aktuelle, zehnte Generation der Core-i-Prozessoren getestet. Dazu haben wir uns Boards mit H410-, B460- und H470-Chipsatz herausgesucht, die zwischen 55 und 105 Euro kosten und mindestens zwei digitale Monitorausgänge wie DVI, DisplayPort oder HDMI mitbringen. Dazu zählen das Gigabyte H410M S2H und das MSI B460M-A Pro für jeweils unter 70 Euro. Im Vergleich dazu treten das Asus Prime B460M-A und das Asrock H470 Phantom Gaming 4 mit allen drei Anschlusstypen für Monitore an; sie kosten um die 100 Euro.

Die ausgewählten Boards eignen sich mit mindestens vier SATA-Ports und einem M.2-Steckplatz nicht nur für den Bau eines Büro- oder Allround-PCs, sondern auch für einen preiswerten Heim-Server, sofern man auf Profi-Funktionen wie ECC-RAM oder Fernwartung verzichten kann.

Chipsatzfibel

Die zehnte Generation der Core-i-Prozessoren verwendet die Fassung LGA1200 und ist deshalb nicht kompatibel zu den Vorgängern, weshalb ein Mainboard mit Serie-400-Chipsatz Pflicht ist. Um alle PC-Preisstufen und verschiedene Anwendungszwecke abzudecken, offeriert Intel sechs verschiedene Chipsätze, die der Chiphersteller auch als Platform Controller Hubs (PCH) bezeichnet. Bis vor Kurzem fertigte Intel jedoch nur ein einziges Halbleiter-Die, bei dem Intel dann je nach Chipsatzvariante Funktionen deaktivierte.

Für die aktuelle Serie 400 verwendet der Hersteller jedoch unterschiedliche Chips, was für die Ausstattung der Boards direkte Konsequenzen hat. Die teuren Chipsätze wie H470, Q470, Z490 und W480 nutzen vermutlich ein in 14-Nanometer-Technik gefertigtes Die mit Kantenlängen von 7 × 8 Millimetern. Es enthält unter anderem Controller für WLAN sowie für USB 3.2 Gen 2, auch bekannt als USB SuperSpeed 10GBps beziehungsweise früher SuperSpeed+ und USB 3.1 Gen 2.

Weil Intel noch immer mit der Umstellung der Prozessorfertigung auf den 10-Nanometer-Prozess zu kämpfen hat, sind die 14-Nanometer-Fabriken von Intel weiterhin mit der Herstellung von CPUs ausgelastet. Um Kapazitäten zu schaffen, verwendet der Chiphersteller für die günstigen Chipsätze wie H410 und B460 deshalb ein älteres 22-Nanometer-Design, vergleichbar den früheren Chipsätzen der Serie 200. Die Abmessungen sind mit 7 × 10 Millimetern darum etwas größer.

Wegen des älteren Designs fehlen dem B460 USB-Ports mit 10-GBit/s-­Tempo. Im Vergleich zum Vorgänger B360 ist das ein Rückschritt. Stattdessen kann man den B460 eher als Neuauflage des ebenfalls in 22 Nanometern gefertigten und funktionell beschnittenen B365-Chipsatz bezeichnen. Zwar gibt es auch B460-Boards mit entsprechenden USB-Zusatzchips, diese kosten aber mehr als die meisten H470-Mainboards.

Den H410 hat Intel um noch mehr Funktionen beraubt. Zwar bietet er immerhin PCI Express 3.0, was bislang den Billig-Chipsätzen fehlte. Der Chiphersteller hat die Anzahl der PCIe-3.0-Lanes aber auf 6 limitiert, was die Anbindung von NVMe-SSDs auf den meisten Boards einschränkt, wenn man die notwendigen ­Leitungen für Netzwerkchip und Erweiterungssteckplätze berücksichtigt.

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