c't 16/2020
S. 78
Test & Beratung
Videosprechstunde
Bild: Thorsten Hübner

Tschüs, Wartezimmer!

Online-Plattformen für die Videosprechstunde beim Arzt

Seit Beginn der Coronapandemie boomt die Videosprechstunde. In vielen Fällen ist der digitale Arztbesuch sogar kostenlos. Wir erklären, wie Patienten einen Termin vereinbaren und was man bei Rezepten und Krankschreibungen beachten muss.

Von Christian Wölbert

Nach Beginn der Coronapandemie mussten Ärzte schnell das Ansteckungsrisiko in ihren Praxen minimieren. Zehntausende Mediziner entschieden sich deshalb erstmals für die Videosprechstunde. Laut einer Studienreihe der Stiftung Gesundheit nutzten Ende April erstaunliche 52 Prozent der befragten deutschen Ärzte die Technik. Zum Vergleich: Im Jahr 2017 waren es erst 1,8 Prozent. Von den befragten Psychotherapeuten boten im April sogar 80 Prozent Gespräche via Webcam an.

Nachgehakt: Videosprechstunde

Es kann sein, dass ein Teil der Ärzte das Angebot nach Abflauen der Pandemie wieder einstellen wird. Doch Vieles spricht dafür, dass die Videosprechstunde nun auch in Deutschland den Durchbruch geschafft hat, wie in der Schweiz und vielen anderen Ländern schon vor Jahren.

Schließlich lernen Ärzte und Patienten zurzeit quasi zwangsweise die Vorteile kennen: Patienten müssen nicht mehr eine halbe Stunde Auto fahren und eine Stunde im Wartezimmer herumsitzen, um zehn Minuten mit einer Ärztin zu sprechen. Diese wiederum kann zumindest diese Sprechstunden auch bequem von zu Hause aus anbieten. Und beide Seiten vermeiden jegliche Ansteckungsgefahr – egal, ob es um Corona, Grippe oder andere Erreger geht.

Wir erklären im Folgenden, was Patienten bei der Videosprechstunde beachten sollten. Dazu haben wir Verbände von Ärzten und Krankenkassen sowie zahlreiche Unternehmen befragt.

Technisch unkompliziert: In den meisten Fällen brauchen Patienten nur ein Smartphone, Tablet oder ein Notebook mit einem aktuellen Browser.

Der Weg zum Termin

Grundsätzlich können zwei verschiedene Wege zu einem Videotermin führen. In der ersten Variante macht man den Termin direkt mit einer Praxis aus, zum Beispiel am Telefon, per Mail oder über die Praxiswebseite. Das bietet sich an, wenn man den Arzt schon kennt und weiter von ihm behandelt werden will. Für das Gespräch erhält man per Mail oder SMS einen Link zu dem Videosystem, das der Arzt nutzt. Verbreitet sind zum Beispiel die Anwendungen von Red Medical oder CGM.

In der zweiten Variante stellen Online-Plattformen den Kontakt zum Arzt her. Zuerst registriert man sich in der App oder auf der Webseite der Plattform, dann bucht man dort den Termin. Dieser Weg bietet sich an, wenn man nicht unbedingt mit der langjährigen Hausärztin sprechen will, sondern in erster Linie einen Videotermin möchte, gerne auch mit einem unbekannten Arzt.

Alle hier erwähnten Plattformen bieten Videosprechstunden ausschließlich bei in Deutschland zugelassenen Ärzten an. Davon abgesehen gibt es allerdings wichtige Unterschiede. Zum Beispiel sucht man bei Jameda und Doctolib selbst einen Arzt aus und kann gezielt Praxen in der Nähe wählen – Teleclinic und Kry hingegen fragen erst Symptome ab und schlagen dann einen Doktor vor, der irgendwo in der Republik sitzt.

Die räumliche Entfernung spielt bei der Videosprechstunde zwar erst einmal keine Rolle. Stellt sich im Gespräch jedoch heraus, dass doch ein Praxisbesuch nötig ist, muss man erneut den Arzt wechseln.

Es gibt aber noch viele weitere Unterschiede zwischen den Plattformen. Deswegen stellen wir sechs häufig genutzte in den Kästen näher vor. Die Videosysteme von Anbietern wie Red Medical oder CGM unterscheiden sich weniger stark. Außerdem hat man als Patient sowieso keine Wahl: Man muss das System verwenden, das der eigene Haus- oder Facharzt eben zufällig einsetzt. Deswegen beschreiben wir sie im Folgenden nicht näher.

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