c't 9/2019
S. 162
Know-how
Technik für Diabetiker
Aufmacherbild
Bild: Rudolf A. Blaha

Die kompilierte Bauchspeicheldrüse

Typ-1-Diabetiker basteln künstliche Bauchspeicheldrüsen

Eine Bauchspeicheldrüse aus Technik und Software: Mithilfe sogenannter Hybrid-Closed-Loop-Systeme können Diabetiker die fehlende insulinproduzierende Funktion ihres Organs nachrüsten. Wir geben einen Überblick, was heute möglich ist und was Diabetiker in Zukunft erwarten könnte, um ihr Diabetes-Management zu vereinfachen. Unsere Autorin hat eines der Systeme ausprobiert.

Menschen mit Diabetes Typ 1 träumen seit Jahrzehnten davon, dass sich ihr Blutzucker wie bei gesunden Menschen automatisch reguliert. Automatische Systeme, die wie eine Bauchspeicheldrüse funktionieren, sind in Deutschland noch nicht offiziell zugänglich. Eine Handvoll technisch versierter Diabetiker wollte darauf nicht mehr warten. In Eigenverantwortung haben sie künstliche Bauchspeicheldrüsen, sogenannte Closed-Loop-Systeme (auch Artifical-Pancreas-Systems, kurz APS genannt) entwickelt. Sie bestehen jeweils aus Glukose-Messsystem, Smartphone-App und kompatibler Insulinpumpe.

Zum Kasten: Was ist Diabetes Typ 1?

Die Arbeit an einem solchen System begann für die US-Amerikanerin Dana M. Lewis – seit ihrer Jugend Diabetikerin – und ihren Lebensgefährten, den Molekularbiologen Scott Leibrand, im Jahre 2014. Beide waren mit offiziell erhältlichen Diabetes-Hilfsmitteln nicht zufrieden. Sie wollten bestehende Systeme ausbauen. Zusammen mit anderen Open-Source-Entwicklern stellten sie die erste Closed-Loop-Plattform OpenAPS vor. Anfangs war die Anzahl der Nutzer überschaubar, was vor allem an hohen technischen Hürden lag. Mittlerweile gibt es dank ausgereifter Dokumentation und vereinfachter Handhabung mehrere tausend „Looper“ weltweit. Unter dem Hashtag #WeAreNotWaiting tauschen sie sich auf Internetplattformen und Social Media aus.