c't 5/2019
S. 87
Kurztest
Retro-Tastatur

Tippen wie früher

Die Retro Classic von Azio ist eine Bluetooth-Tastatur, die Schreibmaschinen-Gefühl bieten will. Das Gehäuse aus Metall und Leder verleiht ihr einen edlen Look, der aber nur leidlich von einigen Mankos ablenkt.

Aufmacherbild

Ob sie ein Klassiker ist oder – weil alte Schreibmaschinen doch etwas anders aussahen – zum Steampunk zählt, bleibt akademisch, interessierte Blicke zieht die Tastatur allemal auf sich. Es gibt sie in drei Farbvarianten mit Metallrahmen und Lederüberzug; eine Variante mit Holz statt Leder ist derzeit nur mit US-Layout erhältlich. Für 30 Euro weniger gibts ein Modell ohne Bluetooth. Eine kompakte Variante ohne Ziffern- und Cursorblock ist beim Hersteller im US-Layout bestellbar, ebenso eine Maus in ähnlichem Design.

Auch die getestete deutsche Version kann ihre US-Herkunft nicht leugnen, so ist die Enter-Taste quer angeordnet mit darüber liegender Taste für ‚/#. Die unterschiedliche Belegung für Windows und macOS löst Azio ungewöhnlich: Ein Satz Austausch-Tastenkappen mit entsprechendem Aufdruck liegt bei, die Kappen zieht man ohne Werkzeug einfach ab. Mit einem Schalter an der Rückseite schaltet man um; ein weiterer Schalter wechselt zwischen USB- und Bluetooth-Verbindung. Für erstere liegt ein USB-C-Kabel bei, über das man auch den Akku lädt. Im Test verschluckte die Bluetooth-Verbindung manchmal kurz ein paar Buchstaben, der Reconnect funktionierte nicht immer zuverlässig.

Die Tastenkappen samt metallfarbener Umrandung sind aus Plastik gefertigt. Sie wirken daher nicht so hochwertig wie der Body; zudem waren bei uns die Fn- und die Leertaste nicht sauber entgratet. Aufgrund der runden Form mit Rahmen und großen Abständen tippt es sich gewöhnungsbedürftig und anfangs fehlerträchtig, auch weil die mittig aufgehängten, hohen Tasten wackeln. Die Kappen – vor allem die breiten – nehmen schnell Fingerfett an, lassen sich aber auch einfach abnehmen und reinigen.

Die Schalter des chinesischen Herstellers Kailh haben einen deutlichen, angenehmen Anschlag und klicken vernehmlich – klingen aber auch nicht mehr nach Schreibmaschine die anderer Tastaturen. Die Beleuchtung ist auch ohne Treiberinstallation einstellbar; sie scheint weiß durch den hohlen Tastenhals, was Streulicht vermeidet.

Die Standfüße halten die fast 1,5 kg schwere Tastatur sicher. Sie ist arg hoch, sodass die Tasten in der niedrigsten Einstellung rund 3,5 Zentimeter über dem Tisch liegen. Hinten kann man die Tastatur mickrige 3 mm höherstellen, was eher unebene Tischplatten ausgleicht als die Tastatur schrägzustellen. Eine Handballenauflage fehlt. (jube@ct.de)

Tabelle
Tabelle: Azio Retro Classic BT