c't 24/2019
S. 110
Test & Beratung
Bluetooth-In-Ear-Kopfhörer
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Klingende Ohrknöpfe

Fünf kabellose In-Ear-Headsets im Vergleich

Können Kopfhörer so groß wie eine Daumenkuppe überzeugend klingen? Wie lange halten eigentlich die winzigen Akkus durch? Diese und weitere Fragen klärt ein ausführlicher Test.

Den perfekten kabellosen In-Ear-Kopfhörer gibt es nicht. Aber es gibt Faktoren, welche die Hörer für bestimmte Einsatzzwecke besonders tauglich machen. So wünscht sich beispielsweise der alltägliche Pendler in der Bahn eine effektive Abschottung vor Außengeräuschen, während Sportler besonders großen Wert auf einen sicheren und stabilen Sitz im Ohr legen. Bei alldem darf natürlich der Klang nicht auf der Strecke bleiben.

Die hier im Test vorgestellten fünf Modelle Bang & Olufsen Beoplay E8, Beats Powerbeats Pro, Bose Soundsport Free, Cambridge Audio Melomania 1 und Sony WF-1000XM3 punkten jeweils in anderen Teilgebieten, sodass man für seine Bedürfnisse einen geeigneten kabellosen In-Ear-Kopfhörer finden kann. Die Preise bewegen sich zwischen 130 und 250 Euro. Wer an weiteren kabellosen In-Ears interessiert ist, findet in c’t 11/2019 einen weiteren Vergleichstest [1], inklusive der Airpods 2 von Apple. Die neuen Airpods Pro waren leider nicht rechtzeitig für diesen Test verfügbar.

Video: Nachgehakt

Eine Frage der Verbindung

Gemein ist allen Ohrstöpseln in diesem Test, dass sie via Bluetooth Kontakt zu Smartphones und Rechnern aufnehmen. Zur Übertragung kommen verschiedene Codecs wie SBC, AAC oder aptX zum Einsatz, die der Zuspieler ebenfalls unterstützen muss. Die Codecs unterscheiden sich beim Kompressionsverfahren, mit dem sie die Datenrate reduzieren. Mit einer Ausnahme (Sony) konnten wir allerdings keine klanglichen Unterschiede zwischen der Übertragung mit SBC, AAC und aptX feststellen.

Über die Bose-App kann man verloren gegangene Kopfhörer wiederfinden. Dabei ist die letzte Ortung auf einer Karte eingezeichnet. Außerdem kann man zum Finden einen lauten Signalton auf den In-Ears abspielen.

Da das Klangempfinden subjektiv ist, lässt sich der Klang eines Kopfhörers schwer messen [2]. Hier spielen individuelle Faktoren wie die Ohrform eine gewichtige Rolle. Um die unterschiedlichen Charakteristiken der In-Ears zu beschreiben, haben wir ihren Frequenzgang an einem kalibrierten Kunstkopf vermessen und in Bezug zu einem weitgehend neutral klingenden Sennheiser HD600 gesetzt. Anhand der Frequenzkurven in den Kästen können Sie nachvollziehen, welches Modell etwa den Bass besonders stark betont oder die Mitten vernachlässigt.

Im Test haben sich alle Hörer ohne zu murren innerhalb von wenigen Sekunden mit Android- und iOS-Geräten verbunden. Das einfache Verbinden via NFC durch bloßes Auflegen der Kopfhörer auf kompatible Smartphones bietet nur Sony an.

Die größte Reichweite in geschlossenen Räumen haben wir beim Sony-Modell (Bluetooth 5.0) gemessen; die Verbindung brach erst nach rund 20 Metern Entfernung zum Smartphone ab. Am schlechtesten schloss in dieser Disziplin Bose (Bluetooth 4.2) mit maximal zehn Metern ab. Vor allem unterwegs spielen diese Werte aber eine eher unterordnete Rolle, da man das Wiedergabegerät in der Regel direkt bei sich und somit in unmittelbarer Nähe zu den In-Ears trägt.

Durch die kabellose Übertragung kommt es bei allen Kopfhörern zu einer meist hohen Latenz. Beim normalen Musikhören stört diese nicht, wohl aber, wenn Sie einen Film schauen wollen. Wenn die Video-Abspielsoftware die Latenz nicht ausgleicht, machen sich Verzögerungen ab etwa 80 ms bei der Lippensynchronität bemerkbar. Nur das Modell von Bang & Olufson blieb unter dieser Schwelle, die meisten Kandidaten lagen weit darüber.

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