c't 22/2019
S. 108
Wissen
Server-Ausblick
Aufmacherbild

Server-Roadmap

Das planen Server-Hersteller bis 2022

Kommende Servergenerationen bekommen nicht nur mehr CPU-Kerne, sondern auch neue KI-Befehle, schnelleres RAM, flexibleres PCI Express, modularen Aufbau und mehr offene Standards.

Von allem immer mehr, das scheint der vorherrschende Trend bei Servern zu sein: mehr Prozessorkerne, mehr RAM, mehr Kapazität bei SSDs und Festplatten, mehr Transferleistung bei PCI Express und Ethernet. Ein zweiter Blick zeigt viele weitere Neuerungen: höhere Effizienz, Befehlssatzerweiterungen für KI-Algorithmen, verbesserte Standards zur Anbindung von Rechenbeschleunigern sowie Innovationen zur Stärkung der Sicherheit. Wir schauen auf die Roadmaps von AMD und Intel und ordnen die geplanten Neuerungen ein.

Treiber Cloud

Zwar gibt es immer mehr spezialisierte Serverbauformen, etwa NAS für Privatleute, hyperkonvergente Maschinen [1] oder auch Edge-Server für kleine Vor-Ort-Rechenzentren. Neue Funktionen entwickeln die großen Serverhersteller jedoch vor allem für den wichtigsten Wachstumsmarkt, die sogenannten Hyperscale-Rechenzentren von Cloud-Giganten wie Amazon, Google, Facebook, Microsoft, Apple und Alibaba. Laut Intel kaufen solche Kunden mehr als die Hälfte aller Xeon-Prozessoren, die derzeit wiederum in mehr als 90 Prozent aller Server stecken.

Die Hyperscaler sind aber nicht bloß mächtige Einkäufer, sondern setzen AMD und Intel auch mit eigenen Chips unter Druck: Google und Microsoft entwickeln beispielsweise Rechenbeschleuniger für künstliche Intelligenz (KI) sowie eigene Sicherheitschips, Amazon und Alibaba arbeiten an Serverprozessoren mit ARM-Rechenkernen. Facebooks Open Compute Project (OCP) definiert offene Standards für Cloud-Server ohne proprietäre Zusatzfunktionen, die Geld und Strom schlucken. Diese OCP-Server kauft Facebook dann nicht bei etablierten Branchenriesen wie HPE und Dell, sondern lässt sie von deren Zulieferern billiger produzieren: Mitac, Quanta, Wiwynn/Wistron.

Die Cloud-Giganten drängen auf kompatible Komponenten, um nicht auf einzelne Zulieferer angewiesen zu sein. Dabei geht es außer um mechanische Bauformen, Stromversorgung und Kühlung auch um offene Treiber und Firmware, dazu unten mehr. Die „Cloudifizierung“ hat auch andere große Serverkäufer erfasst, darunter Betreiber von Supercomputern und Telekommunikationsdienstleister, die für kommende 5G-Netze gewaltigen Rechenbedarf erwarten.