c't 12/2019
S. 112
Hintergrund
Apple Heart Study
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Herzensangelegenheit

Wie und warum die Apple Watch Vorhofflimmern erkennt

Die Apple Watch soll bei ihren Trägern Vorhofflimmern erkennen. Diese Funktion der Smartwatch könnte ein wichtiger Schritt sein, Schlaganfälle zu verhindern. Sie bringt aber auch neue Herausforderungen für das Gesundheitssystem mit sich.

Vorhofflimmern – im Englischen als „Atrial Fibrillation“ (AFib) bekannt – ist die häufigste anhaltende Herzrhythmusstörung bei Menschen weltweit. Im Alter nimmt die Wahrscheinlichkeit rapide zu, an ihr zu erkranken. Nach aktuellem Forschungsstand besteht bei Menschen ab 65 Jahren ein signifikantes Risiko und bis zu zehn Prozent der über 80-Jährigen sind von der Krankheit betroffen. Sie ist, wenn sie einmal entdeckt wird, gut in den Griff zu bekommen. Allerdings sollte sie so schnell wie möglich behandelt werden, da sie mittel- und langfristig meist schlimmer wird. Zu ihren Symptomen gehört eine körperliche Leistungsschwäche bis hin zur Ohnmacht. Die gefährlichste Nebenwirkung von Vorhofflimmern ist neben drohender Herzinsuffizienz ein deutlich erhöhtes Schlaganfallrisiko.

Vorhofflimmern zu erkennen ist nicht einfach. Besonders zu Beginn verläuft die Krankheit oft nur in kurzen Episoden, nach denen die Symptome wieder verschwinden – Experten sprechen von „asymptomatischem Vorhofflimmern“. Dabei verhält sich die Krankheit tückisch, insbesondere bei jungen Menschen, die mit einem Vorhofflimmern oder gar Schlaganfall normalerweise nicht rechnen. Zu Beginn können Alkoholexzesse oder Völlerei die Symptome auslösen, wodurch Betroffene zusätzlich auf eine falsche Fährte gelockt werden, weg von der eigentlichen Ursache. Erschwerend kommt hinzu, dass das Herz bei der Hälfte der Erkrankten innerhalb von 24 Stunden in den normalen Sinusrhythmus zurückspringt. Bei einigen Menschen treten die Beschwerden überdies nur einmal im Monat oder gar Jahr auf und sind dadurch schwer zu reproduzieren.