c't 9/2018
S. 24
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Bitcoin: Reich durch Forks
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Ungeahnt reich

Kryptogeldvermehrung durch Bitcoin-Forks

Streitigkeiten unter Entwicklern oder Minern von Kryptowährungen führen immer wieder zu Forks, bei denen eine neue Kryptowährung entsteht. Für Besitzer solcher Kryptowährungen bedeutet das unerwarteten Reichtum. Bitcoin-Besitzer etwa wurden in den letzten zwölf Monaten gleich dreimal beschenkt – zuletzt Ende Februar.

Unzufriedene Entwickler und Miner gehen mitunter ihre eigenen Wege. Ähnlich wie bei Open-Source-Projekten schaffen sie kurzerhand ihren eigenen Zweig (Fork) und ändern einfach, was ihnen an der bisherigen Entwicklung nicht gefallen hat. Dabei entstehen häufig neue Kryptowährungen.

Während bei kompletten Neuentwicklungen die Investoren per Initial Coin Offering (ICO) zur Ader gelassen werden, bekommen bei sogenannten Hard-Forks Besitzer der ursprünglichen Kryptowährung Geld geschenkt. Bei Bitcoin ist das bereits dreimal passiert – wovon aber viele Bitcoin-Besitzer nichts mitbekommen haben dürften. Die bislang letzten Geschenke gab es am 28. Februar 2018.

An diesem Tag, genauer gesagt unmittelbar nach der Veröffentlichung des Bitcoin-Blocks 511346, wurde die neue Kryptowährung Bitcoin Private als weiterer Fork des bekannten Bitcoin aus der Taufe gehoben. Dabei hat Bitcoin Private die gesamte Bitcoin-Blockchain übernommen und führt sie seit dem Block 511346 eigenständig weiter. Auch die Regeln der neuen Währung sind fast die gleichen wie beim Original, die wichtigsten Änderungen sind eine Verdoppelung der Blockgröße auf 2 MByte, die Umstellung des Hash-Algorithmus von SHA-256 auf Equihash (dazu gleich mehr) und die Verkürzung der Blockabstände auf 2,5 Minuten statt 10 Minuten.

Außerdem bietet Bitcoin Private die Möglichkeit, Zahlungen vollständig anonym vorzunehmen, ohne dass Absender- und Empfängeradresse bekannt werden, was den Namen erklärt. Dazu verwendet Bitcoin Private den von der Kryptowährung Z-Cash respektive Z-Classic bekannten zk-SNARK-Algorithmus – und erbt gleichzeitig auch die Z-Classic-Blockchain, sodass jeder Besitzer von Z-Classics (ZCL) nun die gleiche Menge Bitcoin Private besitzt.

Der Umtauschkurs bei solchen Forks ist fast immer 1:1, man erhält also genauso viele Bitcoin Private, wie man zum Zeitpunkt des Forks Bitcoins respektive Z-Classics besaß. Das mag im Fall von Bitcoin Private ungerecht erscheinen, war doch ein Bitcoin Ende Februar noch gut 8000 Euro wert, während ein Z-Classic nicht einmal 100 Euro kostete. Der 1:1-Umtausch hat den Vorteil, dass die Historie von Bitcoin Private bis zum jeweiligen Genesis-Block von Bitcoin respektive Z-Cash zurückreicht und sämtliche Buchungen von den Clients so betrachtet werden können, als wären sie bereits ursprünglich in Bitcoin Private abgewickelt worden.

Goldene Zeiten

Reich wurde durch diesen Fork niemand, seit seiner Einführung lag der Kurs bei ungefähr 20 Euro – der Wertzuwachs für Bitcoin-Altbesitzer liegt also im Promille-Bereich. Mit ungefähr fünf Prozent Wertzuwachs war der Bitcoin-Gold-Fork am 24. Oktober 2017 etwas lukrativer. Wie auch bei Bitcoin Private wurde an alle Bitcoin-Besitzer die gleiche Menge Bitcoin Gold ausgeschüttet. Die wesentliche Änderung gegenüber dem Original ist, das Bitcoin Gold den Equihash-Algorithmus verwendet, der im Vergleich zum SHA256-Hash-Algorithmus von Bitcoin viel Speicher benötigt und deshalb effizienter auf CPUs und Grafikkarten arbeitet als auf ASIC-Minern. Damit versuchen die Entwickler zu erreichen, dass Bitcoin Gold überwiegend von Privatleuten geschürft wird.

Der bislang lukrativste Fork war Bitcoin Cash (BCH oder BCC): Drei Wochen nach der Einführung am 1. August 2017 konnten Bitcoin-Altbesitzer einen Wertzuwachs von fast zwanzig Prozent verzeichnen. Später wurde der Abstand zum Bitcoin etwas größer, inzwischen liegt der Kurs von Bitcoin Cash ungefähr bei zehn Prozent des Bitcoins.

Bitcoin Cash ist das Ergebnis des Streits zwischen großen Mining-Farmen und den Bitcoin-Core-Entwicklern: Während die Miner die Blockgröße erhöhen wollten, hielten die Entwickler an der Größe von 1 MByte fest und stimmten nur einer Trennung von Buchungsdaten und Signaturen zu. Dadurch sollen fast doppelt so viele Transaktionen wie vorher in einem Block Platz finden.

Bitcoin-Konkurrenz

Einigen Mining-Farm-Betreibern genügte diese Lösung nicht, sie sahen sie als zu kurzsichtig an. So entstand Bitcoin Cash, das eine Blockgröße von bis zu 8 MByte erlaubt. Anders als Bitcoin Gold und Bitcoin Private, deren Hash-Algorithmus Equihash für die ASIC-Mining-Farmen wenig attraktiv ist, benutzt Bitcoin Cash genau wie Bitcoin den SHA256-Hash-Algorithmus und konkurriert somit um die Gunst der großen Miner.

Auch wenn der Bitcoin-Cash-Fork kaum als freundlicher Akt bezeichnet werden kann, so haben sich die Entwickler wenigstens die Mühe gemacht, einen Wiederholungsschutz (Replay Protection) für Transaktionen einzubauen.

Zum Kasten: Wie Sie an Ihre Bitcoin Private kommen

Das Problem: Bitcoin-Wallets und Bitcoin-Cash-Wallets verwenden dasselbe Adressformat. Würde man ohne einen Replay-Schutz eine Bitcoin-Cash-Überweisung tätigen, die der Bitcoin-Cash-Client dann an das Bitcoin-Cash-Mining-Netz überträgt, könnte der Empfänger des Geldes die Transaktion einfach kopieren und ins Bitcoin-Netzwerk übertragen. Da die Adressen dieselben sind und die Signatur der Transaktion gültig ist, würde dieselbe Menge an Bitcoins zusätzlich überwiesen – der Empfänger bekäme also doppelt Geld. Indem die Bitcoin-Cash-Entwickler den Signaturalgorithmus veränderten, werden Bitcoin-Cash-Transaktionen im Bitcoin-Netzwerk abgelehnt. Solche Vorkehrungen fanden die Entwickler des Bitcoin-Forks SegWit2x, der unter anderem 2 MByte große Blöcke vorsah, unnötig. Es sollten einfach alle Miner umsteigen und die bisherige Blockchain nicht fortsetzen.

Durch die Einführung von Bitcoin Cash mit seinen deutlich größeren Blöcken verloren die Befürworter von SegWit2x jedoch ihren Rückhalt bei den Minern, sodass der Fork Mitte November abgesagt wurde. Eine gute Nachricht für Investoren, denn sie hätten davon nicht profitiert – während sie mit Bitcoin Cash, Bitcoin Gold und Bitcoin Private fast 25 Prozent ihres Bitcoin-Vermögens zusätzlich geschenkt bekamen. (mid@ct.de)