c't 9/2018
S. 88
Test
Externe SSDs
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Schnelle Datentransporter

Sieben externe SSDs mit USB- und USB-C-Anschluss

Wer häufiger große Datenmengen transportieren möchte oder ein schnelles Backup-Medium sucht, kommt mit einem USB-Stick nicht weit. Externe SSDs sind dafür praktischer, schneller und bieten häufig auch mehr Speicherkapazität.

Große Datenmengen verlangen große Datenträger. Zwar gibt es durchaus USB-Sticks mit Kapazitäten bis zu einem oder zwei Terabyte, doch die meisten sind recht langsam: Mehr als 200 MByte/s schafft beim Schreiben kaum einer. Flotter geht es mit externen SSDs, die an einem schnellen USB-3.1-Anschluss weit mehr als das Doppelte schaffen.

Sieben aktuelle externe SSDs trafen zum Test in der Redaktion ein: G-Technology G-Drive Slim SSD USB-C, Intenso 1.8" Portable SSD Premium Edition, LaCie Rugged Thunderbolt USB-C, SanDisk Extreme Portable SSD, Silicon Power Bolt B10, Verbatim Vx500 und Western Digital My Passport SSD. Sie kommen mit USB-B oder USB-C, die meisten unterstützen USB 3.1 Gen 2 alias Superspeed+ und erreichen so zumindest theoretisch Geschwindigkeiten von mehr als 1 GByte/s.

LaCies Rugged Thunderbolt hat, wie der Name schon verrät, einen weiteren Anschluss. Dieser arbeitet jedoch nur nach Thunderbolt 2 mit einem Stecker, der in moderne Macs nicht mehr hineinpasst.

Marketing und Wirklichkeit

Der werbewirksame Aufdruck „USB 3.1“ verspricht noch keine hohe Geschwindigkeit. USB 3.1 gibt es in zwei Versionen: Superspeed entspricht der bei USB 3.0 üblichen mit 5 GBit/s, erst Superspeed+ verspricht höhere Datenraten bis zu 10 GBit/s. Inzwischen dürfte sich auch herumgesprochen haben, dass das Vorhandensein eines USB-C-Steckers mit der Geschwindigkeit nichts zu tun hat – dieser dient lediglich dem einfacheren Verbinden, da er auch um 180 Grad gedreht in die Buchse passt.

SanDisk und WD legen nur ein USB-Kabel in den Karton, dafür aber einen Adapter von USB-C auf USB-A. Interessanterweise passt der USB-C-Stecker des Kabels nur in einer Richtung in den Adapter.

An der Bauform der SSDs kann man häufig schon erkennen, ob die SSDs eine höhere Geschwindigkeit erreichen könnten: Ist das Gehäuse nur wenig größer als eine übliche 2,5-Zoll-SSD, wird wohl eine solche drinstecken – und damit kann die Geschwindigkeit nicht über der einer üblichen SATA-SSD liegen, also maximal 570 MByte/s. Lange und schmale Gehäuse enthalten wahrscheinlich eine M.2-SSD, auch dabei dürfte es sich um eine mit SATA-Protokoll handeln – ebenfalls maximal SATA-Geschwindigkeit.

Nur, wenn das Gehäuse auch zwei SSDs bergen kann, dann kann die Geschwindigkeit deutlich höher liegen, denn dann sind die SSDs üblicherweise im RAID 0 geschaltet, erreichen damit die fast doppelte SATA-Geschwindigkeit und kratzen so vielleicht an der möglichen Schnittstellengeschwindigkeit von USB 3.1 Superspeed+. Unsere Testmuster aber beherbergen alle lediglich eine SSD; ihre maximalen Geschwindigkeiten liegen damit bei 570 MByte/s.

Die meisten Gehäuse lassen sich nicht gewaltfrei öffnen. Will man wissen, welche SSD verbaut ist, nimmt man besser eine Software wie CrystalDiskInfo. Aber auch damit kann man bei einigen Modellen nicht erkennen, welche SSD verbaut ist. Bei den SSDs von Intenso, Silicon Power und Verbatim haben wir keine Informationen dazu gefunden. G-Technology, SanDisk und WD nutzen SanDisk-SSDs, LaCie baut eine von Samsung ein.

Leistungsaufnahme

Alle SSDs versorgen sich aus der USB-Buchse des PCs, Netzteile sind nicht notwendig. Die Leistungsaufnahme spielt am Desktop zwar nur eine geringe Rolle, wohl aber beim mobilen Betrieb am Notebook: Moderne Ultrabooks kommen bei ruhendem Desktop mit rund 5 Watt aus. Die Leerlaufleistung unserer Testmuster liegt zwischen 0,8 und 1,5 Watt – daraus resultiert ein spürbarer Verlust an Akkulaufzeit. Daher sollte man eine externe SSD vom Notebook besser abziehen, wenn sie nicht benötigt wird.

USB 3.0 liefert maximal 4,5 Watt – damit kommen alle Kandidaten aus. Sie meldeten sich auch an USB-2.0-Anschlüssen, wie sie etwa noch an älteren Smart-TVs zu finden sind. Dabei erreichten sie alle rund 45 MByte/s, die maximale Geschwindigkeit von USB 2.0.

Benchmarks

Synthetische Benchmarks sind ein Teil der Wahrheit, Praxiswerte ein anderer. Daher haben wir auch in diesem Test die SSDs nicht nur mit IOmeter vermessen, sondern auch viele echte Dateien kopiert. Am schnellsten sind die SSDs beim Lesen und Schreiben von großen Dateien, etwa Videos, etwas langsamer bei einem Ordner mit MP3-Dateien – und beim Kopieren vieler kleiner Textdateien, etwa einem Backup eines Programmierprojektes, sacken die Übertragungsgeschwindigkeiten massiv ab. Für die Praxismessungen haben wir das Kommandozeilenprogramm Robocopy verwendet, das anders als der Windows-Explorer mit mehreren Threads arbeitet und so vor allem kleine Dateien wesentlich schneller kopiert.

Dabei sind die Unterschiede durchaus beträchtlich: Während das GDrive slim SSD USB-C und das Rugged Thunderbolt USB-C zum Kopieren von 140 MByte Quelltext nur 38 Sekunden benötigten, brauchte die Bolt B10 fast 950 Sekunden. Auch beim Schreiben großer Videodateien war die Bolt B10 mehr als dreimal so lange beschäftigt wie die beiden erstgenannten SSDs.

Beim Lesen treten zwar auch Unterschiede auf, aber nicht so deutlich. Bis auf die 1.8" Portable SSD Premium Edition und die Bolt B10, die nur 370 beziehungsweise 450 MByte/s erreichten, kamen alle SSDs auf mehr als 500 MByte/s, unterstützen also USB 3.1 Superspeed+.

Temperaturprobleme

Vor allem die SSDs in eher kleinen Gehäusen haben Probleme, die beim Schreiben entstehende Wärme abzuführen. Wird den SSDs zu heiß, drosseln sie die Schreibleistung. Besonders gut konnte sich im Test die Rugged Thunderbolt behaupten, die nach zehn Minuten Dauerschreiben die Geschwindigkeit von 530 MByte/s halten konnte. Dabei lag die interne Temperatur laut SMART-Abfrage bei 46 °C. Auf der anderen Seite drosselte die GDrive slim SSD USB-C von 350 MByte/s auf 213 MByte/s, die Temperatur lag bei 50 °C.

Besonders heiß wurde die 1.8" Portable SSD Premium Edition von Intenso: Nach zehn Minuten lag die SSD-Temperatur laut SMART-Abfrage bei 96 °C, die Schreibgeschwindigkeit aber verharrte bei konstanten 420 MByte/s. Auch die Vx500 konnte die Schreibgeschwindigkeit von 500 MByte/s trotz einer Temperatur von 90 °C knapp halten. Im Extremfall kann die Lebensdauer darunter leiden – allerdings kommen dermaßen lange Dauerzugriffe praktisch nur selten vor, weil nach 5 Minuten mit 300 MByte/s bereits rund 90 GByte übertragen sind.

Getrimmt

SSDs bekommen nicht mit, wenn der von einer gelöschten Datei genutzte Speicherplatz nicht mehr benötigt wird. Das muss ihnen das Betriebssystem per Trim-Befehl mitteilen. Fast alle SATA-SSDs unterstützen Trim, aber in externen Gehäusen muss der USB-SATA-Wandler diesen Befehl auch weiterleiten – das klappt nicht immer.

Ohne Trim-Unterstützung wird die Anzahl der freien Blöcke auf einer SSD mit der Zeit geringer. Dadurch wird die SSD bei zufällig verteilten Schreibzugriffen immer langsamer. Nutzt man eine externe SSD nur für gelegentliche Datentransporte, wird das kaum auffallen – zudem man einen externen Datenträger einfach mal frisch formatieren kann, was das Problem löst.

Mit dem Utility TrimCheck (siehe ct.de/ybgm) haben wir überprüft, ob die SSDs den Befehl unterstützen. Dieses Tool meldete lediglich bei den SSDs von LaCie und Verbatim Erfolg – bei allen anderen SSDs war das Ergebnis „unbestimmt“. Dies kann unter anderem an der internen Verschlüsselung der SSDs liegen.

Zusatzprogramme

Bis auf die LaCie-SSD sind alle Modelle auf Anhieb einsatzfähig. LaCie nötigt den Anwender, sich nach dem ersten Einstecken der Rugged Thunderbolt für eine Formatierung zu entscheiden, zudem lässt sich die SSD auch so formatieren, dass sie zwei Laufwerke enthält. Für Mac-Nutzer liegt ebenfalls eine Software bereit, mit der sich das Laufwerk passend formatieren lässt.

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Tabelle: Externe-SSDs – Benchmarks und Praxiswerte

Überhaupt, die Dateisysteme: Während Intenso, Silicon Power und Verbatim auf das veraltete, aber zum Mac kompatible FAT32 setzen, sind die SSDs von G-Technology und LaCie mit dem moderneren NTFS formatiert. Nur die Modelle von WD und SanDisk kommen mit exFAT, dem für Flash-Speicher entwickelten Dateisystem.

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Tabelle: Externe Solid-State Disks mit USB 3.x/USB Typ C

FAT32 nimmt nur Dateien bis maximal 4 GByte Größe auf. Wer HD-Filme oder DVD-Images speichern will, muss die SSDs umformatieren – das klappt zum Glück auch mit Windows-Bordmitteln. exFAT lässt sich unter Windows und macOS lesen und schreiben, bei einigen Linux-Versionen muss man für dieses Dateisystem das Paket exfat-fuse nachinstallieren.

Weiterhin liegen den SSDs unter anderem zum Teil eingeschränkte Backup-Programme oder Tools zur Verschlüsselung bei. Wir raten jedoch davon ab, gedankenlos alle mitgelieferten Programme zu installieren – für die Verschlüsselung empfehlen wir das kostenlose VeraCrypt und für Backup-Zwecke die Lektüre des Backup-Schwerpunktes aus c’t 8/2018.

Fazit

USB 3.1 mit Superspeed+ bringt externe SSDs noch einmal in Schwung, der begrenzende Faktor ist nun häufig die Geschwindigkeit der darin eingebauten SSD: Fünf der sieben Testmuster kamen beim Lesen auf über 500 MByte/s; mehr kann man von einer SATA-SSD nicht erwarten. Doch beim Schreiben trennt sich wieder einmal die Spreu vom Weizen: Bei großen Dateien schafften lediglich die Rugged Thunderbolt und die Vx500 annähernd die gleiche Geschwindigkeit wie beim Lesen, alle anderen SSDs brechen auf 400 MByte/s und weniger ein. Besonders langsam ist die Extreme Portable SSD – die geringe Schreibgeschwindigkeit von nur 200 MByte/s dürfte aber an der geringen Kapazität liegen; größere Modelle sind laut Herstellerangaben schneller.

Noch größer werden die Unterschiede bei den Praxismessungen, vor allem beim Schreiben vieler kleiner Dateien. Während G-Drive Slim und Rugged Thunderbolt mit knapp 4 MByte/s noch vergleichsweise flott sind, muss man für die gleiche Aufgabe bei der 1.8" Portable SSD Premium Edition und der Vx500 mit der vierfachen Zeit rechnen – die Geschwindigkeit der Bolt B10 liegt mit nur 0,2 MByte/s schon deutlich über der Schmerzgrenze. (ll@ct.de)