c't 6/2018
S. 44
News
Apple Homepod
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Stylische Bassbombe

So klingt Apples Homepod

Apples Homepod reicht rund eine Oktave tiefer als andere Lautsprecher vergleichbarer Größe. Als „smarter“ Assistent funktioniert er bislang aber nur rudimentär.

Apples Homepod ist in einigen englischsprachigen Ländern bereits auf dem Markt. In Deutschland soll der Verkauf des smarten Lautsprechers „im Frühjahr“ starten. Da Apple den 380 Euro teuren Homepod vor allem mit seinem Klang bewirbt, haben wir uns ein Importmodell genauer angehört und es vermessen.

Laut Apple gleicht der Homepod über eine Klanganalyse per eingebautem Mikrofon den Basspegel permanent an, sodass die Musik stets fett klingt – und nicht nach Küchenradio wie bei anderen smarten Lautsprechern. Da Apple keine Angaben zum Frequenzgang liefert, haben wir nachgemessen: Normalerweise kommen Lautsprecher dieser Größe hinunter bis etwa 50 Hz. Der Homepod schafft es aber gut eine Oktave tiefer. Selbst Sinustöne mit 24 Hz (!) gibt er deutlich hörbar wieder – einen Subwoofer kann man sich sparen.

Für einen gerade mal 14 mal 17 Zentimeter großen Lautsprecher ist ein so tiefreichender Bass erstaunlich. Neben dem relativ hohen Gewicht von 2,5 Kilogramm setzt Apple auf eine ausgefeilte Klangsteuerung. Unvermeidlich vibrieren bei solch tiefen Frequenzen Tische und Regale, auf denen der Homepod steht. Das scheint die Steuerelektronik jedoch zu berücksichtigen. Sie hält zwar nicht mit einer Raumkorrektur von AV-Receivern mit externen Messmikrofonen mit, verhindert jedoch, dass es „untenrum“ unangenehm dröhnt.

Loudness-Anpassung

Der Homepod passt seinen Frequenzverlauf an die Lautstärke an. Je leiser er aufspielt, umso stärker werden Bass und Höhen betont. Bei maximaler Lautstärke erzielt er einen Schalldruck von 87 dB (gemessen aus 1 Meter Entfernung mit Rosa Rauschen). Das ist für Wohnräume ausreichend laut.

Insbesondere betont der Homepod das weiträumige Spektrum um 200 Hz – hier liegt auch der Übergang zwischen dem vierzölligen Tief- und den sieben eingebauten Hochtönern, die nach allen Seiten abstrahlen. Das sorgt bei Pop und Hip-Hop für kräftige, aber dennoch kontrollierte Bässe. Akustische Gitarren klingen sehr voluminös. Wer jedoch Klassik oder Jazz hört, wundert sich über allzu vorlaute Kontrabässe. Gesangsstimmen verlieren gegenüber neutralen Lautsprechern an Präsenz, weil die Frequenzkurve des Homepod im Mittenbereich zwischen 2 und 4 kHz etwas durchhängt. Die Höhen klingen leicht überbetont, ohne jedoch unangenehm spitz zu wirken.

Die Klangcharakteristik des Homepod lässt sich nicht anpassen. In einer Altbauwohnung mit Holzdecken mussten wir die Lautstärke spät abends stark reduzieren, um die Nachbarn nicht mit aufdringlichen Bässen zu stören. Hier wäre eine Abschaltung der Bassanhebung wünschenswert. Mit einem neutraleren Frequenzverlauf würde sich die kleine Klangbombe auch für Genres jenseits elektronischer Tanzmusik empfehlen.

Wenig smart

Leider lassen sich zwei Homepods nicht zum Stereobetrieb koppeln – dann könnten sie klanglich nämlich manch ausgewachsene HiFi-Anlage ersetzen. Ebenso ist die Unterstützung für Airplay 2 noch nicht fertig, die eine parallele Wiedergabe von iOS-Geräten in mehreren Räumen erlaubt. Für sich alleine klingt ein Homepod dank „Beamforming“ der sieben Hochtöner zwar nicht ganz so „schmal“ wie ein gewöhnlicher Mono-Lautsprecher, mit einem Stereopanorama von zwei Lautsprechern kann er jedoch nicht mithalten.

Zum Setup und Verbindungsaufbau im WLAN setzt der Homepod zwingend ein iPhone oder iPad mit iOS ab 11.2.5 voraus. Direktes Musik-Streaming ist nur per WLAN über ein Apple-Music-Abo für 10 Euro pro Monat möglich. Spotify & Co. klappen lediglich per Airplay von einem Mac oder iPad/iPhone. Bluetooth-Streaming wird gar nicht unterstützt. Es gibt weder Eingänge für USB, Ethernet noch Audio-Klinke.

Die übrigen „smarten“ Extras funktionieren bislang nur rudimentär und hinken weit hinter dem Funktionsumfang eines Amazon Echo hinterher. Zur Steuerung von Lampen und anderen Geräten steht beispielsweise nur das Homekit zur Wahl. Persönliche Nachrichten lassen sich zwar verschicken und vorlesen, da der Homepod jedoch nicht zwischen verschiedenen Stimmen unterscheidet, sollte man diese Funktion in Haushalten mit mehreren Personen lieber abschalten. Die englische Siri wurde offenbar noch nicht komplett implementiert und beantwortet im Unterschied zu ihrer iPhone-Kollegin beispielsweise keine Fragen zu Terminen. Hier muss man abwarten, was ihre deutsche Kollegin später kann. (hag@ct.de)

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