c't Retro 2018
S. 86
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Musik mit dem C64
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Arpeggio für SID

Retromusik machen mit dem C64

Der C64 besitzt einen besonderen Soundchip, der noch heute Musiker begeistert. Das Sound Interface Device (SID) spielt eigentlich nur dreistimmig, aber mit ein paar Programmiertricks zaubert es auch komplexe Arrangements.

Als Bob Yannes Anfang der 1980er den Soundchip des C64 entwarf, hatte er ein vollwertiges Musikinstrument im Sinn, das weit mehr können sollte als andere 8-Bit-Klangerzeuger. Das Sound Interface Device (SID) bringt alle gängigen Komponenten eines Synthesizers mit: Drei Oszillatoren schwingen unabhängig voneinander mit vier Wellenformen (Dreieck, Sägezahn, Rechteck mit variabler Pulsweite und Rauschen). Sie lassen sich koppeln und können sich gegenseitig modulieren. Der Lautstärkeverlauf jedes Oszillators wird über eine von drei ADSR-Hüllkurven geregelt, die An- und Abschwellzeiten sowie den Pegel beim Halten einer Note definieren. Schließlich kann ein Multimode-Filter (Hoch-, Band- oder Tiefpass) das Frequenzspektrum beeinflussen.

Bis 1987 wurde der C64 mit SID-Chips MOS 6581 bestückt, der später durch den MOS 8580 ersetzt wurde. Letzterer beseitigt zwar einige Bugs des MOS 6581 und kann Wellenformen besser mischen, allerdings hat sein Filter eine andere Klangcharakteristik, sodass Musikstücke auf beiden Chips unterschiedlich klingen. Außerdem funktionieren einige Spezial-Sounds nicht mehr (unter anderem einige Sprach-Samples), welche die Eigenheiten des ersten SID geschickt ausnutzen.