c't 26/2018
S. 144
Praxis
Android von Bloatware befreien
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Bild: Jan Bintakies

Schlanker Roboter

Android-Smartphones ohne Rooten von vorinstallierten Apps befreien

Manche vorinstallierten Apps sind nützlich, viele sind einfach nur lästig. Mit einem Trick entfernt man sie auch dann, wenn der Hersteller das nicht möchte – ganz ohne Root-Zugriff.

Die meisten Hersteller von Android-Smartphones, -Tablets & Co. haben die Angewohnheit, ihre Geräte nicht nur mit dem Android-Betriebssystem zu bestücken, sondern auch mit allerhand Apps: Von potenziell nützlichen Helferlein wie Kalender- über Social-Media-Apps bis hin zu Spielen und Shopping-Begleitern ist alles dabei. Die Motivation ist häufig finanzieller Natur, denn installiert der Hersteller etwa eine Einkaufs-App oder eine Virenscanner-Testversion vor, kassiert er eine Provision. Und motiviert er seine Kunden, neben dem Google-Account auch noch einen Account für die Hersteller-Cloud einzurichten, kann er nicht nur Daten abzwacken, sondern auch Zusatzdienste bewerben.

Die unerwünschte Mitgift verstopft nicht nur den Launcher, sie ist zum Teil sogar aktiv, obwohl man sie gar nicht nutzt – wodurch sie letztlich ungefragt Ressourcen frisst und nach Hause telefoniert. Wer gerne Herr über sein System ist, muss also nach der Einrichtung erst mal aufräumen.

Video: nachgehakt

Während der Hersteller auf der Produktseite mit den technischen Daten seiner Geräte prahlt, schweigt er über die Details der Software-Ausstattung. Mehr als die Android-Version kann man im Vorfeld meist nicht in Erfahrung bringen. Und so offenbart manches vermeintliche Schnäppchen-Smartphone nach dem Einrichten unerfreuliche Software-Überraschungen. Doch das Problem betrifft nicht nur günstige Geräte, sondern auch hochpreisige High-End-Modelle.

Wie gründlich man aufräumen kann, liegt ganz in Hand des Herstellers. Teilweise darf der Nutzer einige vorinstallierte Apps deinstallieren oder zumindest deaktivieren, andere sind hingegen fest im System verankert. Insbesondere die Apps des Geräteherstellers wird man schwer los. Dabei sind viele verzichtbar: etwa der zweite App-Shop oder die Cloud-Backup-App, die gerne ein kostenpflichtiges Speicher-Abo in der Herstellerwolke verkaufen möchte. Insbesondere auf China-Smartphones lauern oft auch dubiose System-Apps, die man gerne deinstallieren würde – aber nicht darf.

Die weitgehend überflüssige „App Gallery“ von Huawei und Honor wird man nur mit Tricks los.

Möchte man sich über den Willen des Herstellers hinwegsetzen, muss man in die Trickkiste greifen. Eine Option ist es, sich Root-Rechte auf dem System zu verschaffen, um den Ballast abzuwerfen, eine weitere die Nutzung einer alternativen Android-Distribution wie LineageOS [1]. In beiden Fällen schießt man jedoch mit Kanonen auf Spatzen, wenn es nur darum geht, bestimmte Apps loszuwerden. Zudem sind beide Wege meist mit dem Entsperren des Bootloaders verbunden, was in einem Garantiefall problematisch sein kann. Android bietet jedoch ein Schlupfloch, durch das man die schwierigen Fälle in aller Regel unkompliziert eliminiert – ganz ohne Root-Rechte und Bootloader-Entsperrung. Damit gewinnt man zwar keinen Speicherplatz, jedoch Performance und Privatsphäre. Doch dazu später mehr.

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