c't 26/2018
S. 152
Praxis
Gamepad

Schnipp, schnapp, Kabel ab

Retro-Controller für kabelloses Spielen umrüsten

Kabel nerven – vor allem beim Zocken mit einer Retro-Spielkonsole. Mit einem Selbstbau-Kit kann man die alten Controller von Super Nintendo & Co. nun in die Gegenwart holen und mit einem Funkmodul ausstatten.

Der in Retro-Kreisen hochgeschätzte Spezialist für Nachbauten von klassischen Gamepads 8BitDo hat seit Neuestem einen Umbausatz im Programm, mit dem man aus einem originalen Super-Nintendo-Pad (SNES) einen kabellosen Bluetooth-Controller machen kann. Das Set gibt es auch für NES-Pads und die Controller der Spielkonsolen-Neuauflagen NES Classic Mini und SNES Classic Mini. Außerdem bietet 8BitDo eine Variante für Mega-Drive-Controller an. Die Sets kosten im 8BitDo-Shop umgerechnet rund 17 Euro. Wir haben mit dem Kit für den Controller des SNES Classic Mini gebastelt.

Außen alt, innen neu

Das Set bringt alles Notwendige für den Umbau mit. Keine Angst: Bohren muss man nicht. Die Buchse zum Anschluss des Ladekabels ist nach dem Einbau der Platine über die ehemalige Kabel-Öffnung erreichbar.

Im Lieferumfang befinden sich eine Kurzanleitung, ein Schraubendreher, ein USB-Ladekabel und die Platine mit dem Akku und Bluetooth-Sender. Achtung: Ein Bluetooth-Adapter ist nicht enthalten. Diesen kann man in Form des 8BitDo Retro Receiver für rund 11 Euro gleich mitbestellen. Unterstützt ein Computer bereits Bluetooth 4.0, braucht man den Receiver nicht. Auch Nintendos Switch und viele Android-Geräte nehmen direkt Kontakt mit einem modifizierten Controller auf.

Der Umbau ist für geübte Bastler in wenigen Minuten erledigt: Man löst die fünf Schrauben des Controllers mit dem mitgelieferten Schraubendreher, entfernt die kabelgebundene Platine und ersetzt sie mit der 8BitDo-Platine. Fertig! Zu hastig sollte man dabei allerdings nicht vorgehen: Die Drähte für die Schultertasten und den Akku muss man unter Umständen zur Seite biegen, damit das Gehäuse richtig schließt. Ein Einklemmen der Drähte könnte das Bastelprojekt schnell beenden.

Das Gehäuse des Originalcontrollers bleibt unberührt: Die geschickte Nutzung der ehemaligen Kabeldurchführung als Öffnung für die Status-LED und die Ladebuchse macht Bohrer und Feile unnötig. Für etwaige zukünftige Updates befindet sich eine Micro-USB-Buchse auf der Platine, die nur bei geöffnetem Gehäuse zugänglich ist.

Gentlemen, start your controllers!

Der kleine Akku hat eine Kapazität von lediglich 180 mAh und hält maximal sieben Stunden durch.

Nach geglücktem Umbau muss man den Controller einschalten und in den Pairing-Modus bringen. Dies geschieht je nach Einsatzzweck – Computer, Konsole oder Smartphone – mittels verschiedener Tastenkombinationen, die in der Kurzanleitung beschrieben sind. Sobald die Status-LED durchgehend leuchtet, steht die Verbindung und der Controller ist einsatzbereit. Ältere 8BitDo Retro Receiver benötigen ein Softwareupdate, damit sie mit dem DIY-Kit ausgebaute Controller erkennen.

Der Umbau erfordert kaum handwerkliches Geschick. Im Grunde muss man den Controller nur aufschrauben und die alte Platine (rechts) mit der neuen (links) tauschen.

Beim Spielen verhält sich das umgebaute Pad tadellos und lässt sich genauso exakt bedienen wie das Original. Für die Konsolen aus Nintendos Classic-Mini-Reihe hat 8BitDo dem angepassten Controller zusätzlich eine kleine Sonderfunktion spendiert: Um in das Hauptmenü der Retrokonsole zu gelangen, muss man lediglich die Tastenkombination Select und Abwärts auf dem Pad drücken. Ansonsten müsste man dafür aufstehen und die Reset-Taste auf der Konsole betätigen.

Die vom Hersteller angegebene Akkulaufzeit von sieben Stunden ist realistisch und ausreichend, kann aber bei ausgiebigen Spielsessions knapp werden. Das ist dem Aufbau des Nintendo-Controllers geschuldet: Im Gehäuse befinden sich mehrere Abstandshalter, die die Unterbringung eines großen Akkus erschweren. Hier punkten die regulären 8BitDo-Controller-Nachbauten mit einer Laufzeit von rund 18 Stunden. Der Akku des DIY-Controllers ist nach ungefähr ein bis zwei Stunden voll aufgeladen.

Beim ausgiebigen Testen haben wir eine Eingabeverzögerung von durchschnittlich 25 Millisekunden (1,5 Frames) gemessen. Das ist der Bluetooth-Technik geschuldet, aber nicht weiter tragisch, da normale Spieler die Verzögerung nicht bemerken. Zum Vergleich: Der kabellose Controller der Playstation 4 funktioniert mit einer ähnlichen Latenz. Professionelle Spieler müssen zu kabelgebundenen Controllern greifen.

Fazit

8BitDo hat wieder einmal ganze Arbeit geleistet: Das DIY-Kit ist eine sinnige Erweiterung des Portfolios der Controller-Experten. In der Praxis überzeugt es mit einem durchdachten Aufbau. Außerdem ist es günstig und lässt sich vergleichsweise einfach verbauen. Wer von zu kurzen Controller-Kabeln genervt ist und gern ein bisschen bastelt, kann hier mit gutem Gewissen zugreifen. (des@ct.de)