c't 25/2018
S. 118
Hintergrund
Moderne Mobilität: Vilnius-App
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Vilnius in einer App

Mobilitäts-Plattform Trafi: Besuch und Probefahrt in Litauen

In Vilnius erlebte c’t eine App, die Überblick über alle Verkehrsmittel verschafft. Sie navigiert, kauft das elektronische Busticket, ruft und bezahlt das Sammeltaxi, entriegelt den Mietwagen oder das Leihrad – wenn man eine lokale SIM-Karte hat.

Die Sonne scheint, der Herbst ist auch in Vilnius recht warm. Justas Petronis aus dem Trafi Mobility Service Lab lässt die Jacke im Büro und schaut auf sein Smartphone. Für eine Spritztour mit dem deutschen Gast aus der c’t-Redaktion sucht er in der Trafi-App einen passablen Mietwagen aus. Ein paar Straßen weiter steht ein Toyota Auris, vollgetankt, sogar ein Neuwagen mit gerade einmal 400 Kilometern auf dem Tacho. Die Flotte der Mietwagen und Carsharing-Angebote wächst zur Zeit von Monat zu Monat. Petronis ist nur halb zufrieden: 800 Meter Fußweg ist ihm etwas zu weit, aber das kleine Elektroauto in direkter Nähe möchte er doch nicht. Mit einem Klick reserviert er den Auris.

Nach wenigen Minuten am Wagen entriegelt Petronis mit einem Klick in der App die Türen. Der Autoschlüssel liegt irgendwo im Handschuhfach, er wird gar nicht weiter benötigt, da der Motor mittels eines Startbuttons angelassen wird. Die Fahrt kostet 25 Cent pro Minute, ohne weitere Kosten. Das Tanken ist frei, eine Tankkarte steckt hinter der Sonnenblende. Und wenn die Karte abhanden kommt? „Dann wird sie von CityBee gesperrt“, sagt Petronis, zuckt mit den Schultern und lächelt. Parken ist für Mietwagen übrigens im ganzen Stadtgebiet frei. Die Stadt Vilnius sieht darin neben dem öffentlichen Nahverkehr einen weiteren Mosaikstein, um die engen Straßen und den knappen Parkraum vom täglichen Geschiebe der Privatwagen zu entlasten. CityBee betreibt Car- und Bikesharing und ist einer von mehreren Anbietern, die Trafi in einer App vereint.