c't 24/2018
S. 72
Spielekritik
Open-World-Western
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Der milde Westen im TV

Wie sich Red Dead Redemption 2 dem Netflix-Prinzip nähert

Egal ob Sie gestandener Spieler sind oder einfach nur gerne Western schauen: Dieses Outlaw-Epos setzt neue Maßstäbe für Videospiele und lullt Sie ein wie das Dauerglotzen einer TV-Serie.

Für gewöhnlich bleiben Spiele- und Film-Kritiker in ihrem jeweiligen Metier: Die einen vergleichen die neuesten Spiele untereinander, die anderen Filme und Fernsehserien. Dabei buhlen alle Unterhaltungsformate um das gleiche Zeitbudget beim Kunden. Der Hersteller Rockstar Games hat das verstanden und vermarktet sein neues Spiel „Red Dead Redemption 2“ (RDR2) über die Grenzen des üblichen Spielemarktes hinaus. „Wir konkurrieren nicht mit anderen Spielen, wir konkurrieren mit Netflix“, stellte die Firma denn auch im Gespräch mit c’t fest. Nachdem wir zig Stunden durch die Welt von RDR2 geritten sind, ist uns klar, welche Konsequenzen das hat.

Während Ubisoft jedes Jahr neue Open-World-Spiele von „Assassin’s Creed“ über „Far Cry“ bis „Watch Dogs“ auf den Markt wirft und die Titel nach dem Baukastenprinzip immer wieder aus ähnlichen Spielelementen zusammenstellt, nahm sich Rockstar fünf Jahre Zeit, um sämtliche Aspekte von RDR2 neu zu überdenken. Denn wenn ein Spiel schon beim Zuschauen so viel Spaß machen soll wie eine TV-Serie, dann muss es nicht nur technisch überzeugen. Es braucht vor allem interessante Charaktere, die spannende Geschichten erleben.