c't 22/2018
S. 150
Marktübersicht
Prepaid-Tarife
Aufmacherbild
Bild: Albert Hulm

Vorkasse fürs Smartphone

Aktuelle Prepaid-Tarife

Prepaid-Kunden bekommen immer mehr Freivolumen und aufgewertete Flatrates. Günstige Angebote gibt es für fast jeden Bedarf, wechseln können Sie jederzeit.

Handynutzer können zur Zeit viel Geld sparen. Das erkennt man nicht gleich, denn das Preisniveau ändert sich auf den ersten Blick nicht. Statt auf Umsatz zu verzichten, packen die Anbieter auf bestehende Pakete noch eine Schippe Leistung drauf. 2015 bot der Vodafone-Tarif „CallYa Smartphone Special“ für 9,99 Euro gerade einmal 500 Megabyte Datenvolumen. Aktuell liegt die Marke nach vier Runden bei 2 Gigabyte. Vergleichbar lief das auch bei den anderen Netzbetreibern Telekom und O2 sowie den Service-Providern, die eigene Angebote machen.

Prepaid-Kunden können jederzeit wechseln und sich vorhandenes Guthaben ohne Gebühren auszahlen lassen. Die Anbieter reagieren darauf, indem sie Preissenkungen oder Verbesserungen bei der Leistung sofort an alle Kunden weitergeben – und hoffen, sie dadurch bei der Stange zu halten.

Viele Prepaid-Anbieter stellen dem Kunden eine App zur Verfügung, die den aktuellen Verbrauch anzeigt und einfaches Nachladen von Guthaben ermöglicht.

Wir haben aktuelle Tarife mit voller Kostenkontrolle untersucht, die sich auch für Kinder und unerfahrene Nutzer eignen. Eine Übersicht mit den wichtigsten Leistungsmerkmalen und Kosten finden Sie auf Seite 154. Überraschungen durch überhöhte Telefonrechnungen am Monatsende sind mit solchen Angeboten ausgeschlossen. Vor der Inbetriebnahme sollten Sie aber dennoch auf jeden Fall die Drittanbietersperre aktivieren, um zu verhindern, dass sich Abo-Abzocker beim Guthaben auf dem Prepaid-Konto bedienen.

Oft fällt bei Prepaid-Tarifen das Stichwort „ohne Vertrag“. Natürlich schließt man auch beim Kauf eines Prepaid-Angebots einen Vertrag mit dem Anbieter. Der Kunde zahlt im Voraus und der Anbieter sichert im Gegenzug eine Leistung zu. Der Unterschied zu regulären Mobilfunkverträgen ist nur die Laufzeit, die bei Prepaid-Verträgen immer nur bis zum Ende der jeweiligen Abrechnungsperiode der Tarifoption reicht. Aber auch hier gibt es länger laufende Verträge: Tchibo bietet für 99 Euro ein Prepaid-Jahrespaket an; der monatliche Preis für ein vergleichbares Paket beträgt 9,99 Euro. Der Kunde wird also trotz Prepaid-Vertrag ein Jahr lang gebunden. Möglicherweise ziehen hier auch andere Anbieter nach.

Zum Kasten: Die Abzock-Sperre

Daten- und Kombitarife

Wer mit dem Telefon nur surft, aber nicht mehr übers Mobilfunknetz telefoniert, sollte einen passenden Datentarif oder eine Datenoption wählen. Diese sind oft ein wenig günstiger als Kombitarife, die zusätzlich noch Freiminuten oder Telefonie-Flatrates enthalten. Bei reinen Daten-Optionen sollte man aber genau hinschauen und die Leistungsbeschreibung studieren. Es gibt Tarife, bei denen eine Telefonnutzung gar nicht mehr möglich ist – man ist dann auch nicht mehr telefonisch erreichbar und kann keine SMS empfangen. Ohne Telefonnummer kann man sich auch nicht mehr bei Instant Messengern wie Whatsapp oder Telegram anmelden, die nur zusammen mit einer Mobilfunknummer funktionieren. Solche Tarife heißen üblicherweise Notebook-Flats und die Anbieter weisen deutlich darauf hin, dass keine Telefoniefunktionen enthalten sind.

Die meisten Prepaid-Tarife bieten die Wahl zwischen verschiedenen Optionen. Diese unterscheiden sich im Preis und in den enthaltenen Leistungen. Dabei gibt es oft auch eine Art Mengenrabatt: Je größer und teurer das gewählte Paket ausfällt, desto günstiger fallen enthaltenes Datenvolumen und Telefonie-Pauschaltarife oder -Flatrates aus. Aufpassen muss man bei den Freiminuten: Sind diese aufgebraucht, zahlt man für Telefonate meist ohne jede Vorwarnung den Standardpreis.

Für die gelegentliche Nutzung in Notebooks empfehlen sich Dayflats, also 24-Stunden-Tarife. Für jeweils 2 Euro gibt es 500 Megabyte bei Fonic und 1 Gigabyte bei Aldi Talk. Auch andere Anbieter haben Dayflats im Angebot, dann aber nur mit wenigen zig Megabyte. Das reicht höchstens für ein paar WhatsApp-Nachrichten und E-Mails ohne allzu viele Bilder.

Netz- oder anbieterinterne Telefonate sind häufig günstiger als Gespräche ins Festnetz oder in andere Mobilfunknetze. In einigen Fällen ist sogar eine netzinterne Flatrate enthalten. Diese kann man nicht nur dazu verwenden, mit Freunden und Verwandten im gleichen Netz zu telefonieren, sondern auch für Telefonate zum Router zu Hause, wenn der mit einem UMTS-Stick und einer SIM-Karte im gleichen Netz ausgestattet ist. Die Festnetz-Flatrate lässt sich auch von unterwegs nutzen, indem man sich vom Router per Callthrough ins Festnetz verbinden lässt.

Datenvolumen verwalten

Verbraucht man das komplette Datenvolumen vor Ablauf der Laufzeit, wird der Zugang üblicherweise auf 16 bis 64 kBit/s gedrosselt. Mit dieser Datenrate lässt sich nichts Vernünftiges mehr anfangen. Man erhält bestenfalls noch Textnachrichten per Instant Messenger mit größerer Zeitverzögerung. Zahlreiche Apps funktionieren dann entweder nur noch eingeschränkt oder gleich gar nicht mehr, weil Abfragen von zentralen Servern zu lange dauern.

Die Anbieter schaffen diesen Leidensdruck durchaus bewusst. Schließlich wollen sie Geld verdienen und zusätzliche Pakete mit Datenvolumen verkaufen. Wer mitten im Abrechnungsmonat ohne Datenvolumen dasteht, ist bereit, tief in die Tasche zu greifen und so ist das nachzukaufende Volumen in vielen Fällen deutlich teurer als das, was man am Monatsanfang erstanden hat. Immerhin ist bei Prepaid-Tarifen die im Postpaid-Markt eingezogene Unsitte der „Datenautomatik“ noch nicht eingerissen, bei der automatisch überteuerte Mini-Pakete nachgebucht werden, wenn das Volumen aufgebraucht ist.

Wer öfter einmal nicht mit dem Datenvolumen auskommt, sollte lieber ein größeres Paket buchen, als immer wieder nachzubuchen – unterm Strich kommt das deutlich günstiger. Ein Nachschlag ist pro Megabyte erheblich teurer als der Haupttarif; zusätzlich umfassen Tarife mit größerem Datenvolumen in vielen Fällen auch bessere Leistungen, beispielsweise Telefonie-Flatrates.

Nutzung im Ausland

Die EU-Roamingrichtlinie, die „Roam like at Home“ für die ganze EU sowie Norwegen, Island und Liechtenstein verspricht, gilt für Prepaid-Kunden genauso wie für Vertragskunden. Allerdings fällt die Schweiz beim Roaming nicht unter diese Regelung. Nur in wenigen Angeboten im Telekom-Netz ist kostenloses Roaming in der Schweiz möglich, und dieses ist obendrein auf die Internet-Nutzung beschränkt. Für ankommende und abgehende Anrufe gelten normale, also hohe Roaming-Preise.

Beim Grenzübertritt erhält man Informationen über die Preise für die Roaming-Nutzung per SMS, sobald sich das Handy im ausländischen Netz einbucht.

Im Zweifel sollte man vor der Einschaltung des Datenroamings und vor dem ersten Telefonat im Ausland warten, bis man die Bestätigungs-SMS nach Grenzübertritt erhält. Diese enthält die wichtigsten Kosten für die Internetnutzung sowie kommende und gehende Telefonverbindungen.

Außerhalb der EU ist Roaming sehr teuer. Wer beispielsweise in den USA, in der Türkei oder in Thailand Urlaub macht, kann mit einer Prepaid-SIM-Karte aus dem Urlaubsland sehr viel Geld sparen. Das Preisniveau liegt meistens unter dem in Deutschland. Nur in den USA sind SIM-Karten teurer als hierzulande – im Vergleich zu den Roaming-Kosten einer deutschen Prepaid-Karte aber immer noch ein Schnäppchen.

Viele Prepaid-Angebote erlauben keinen Zugriff auf das LTE-Netz (4G) der Netzbetreiber. Wer nur UMTS nutzen kann, ist gleich in mehrfacher Hinsicht gestraft. Das UMTS-Netz (3G) ist deutlich schlechter ausgebaut als das LTE-Netz. Das Risiko, unterwegs keine nutzbare Internetverbindung zu haben, ist also erheblich höher. Hinzu kommt, dass das UMTS-Netz deutlich weniger leistungsfähig ist als das modernere LTE-Netz. Internetverbindungen lahmen gerne einmal, wenn man per UMTS ins Netz geht.

Der Kunde kann beim Kauf bei fast allen Anbietern zwischen mindestens drei Tarifoptionen wählen – und später bei Bedarf jederzeit wechseln.

Für Nur-Telefonierer macht das keinen Unterschied. Wer eine SIM-Karte fürs Notfallhandy sucht, fährt mit einem UMTS-Angebot ohne zusätzliche Datenoption gut, denn das in der Fläche am besten ausgebaute Netz ist das GSM-Netz (2G), das sich fürs Telefonieren ausgezeichnet eignet. Die Datenübertragung darüber ist allerdings ungefähr so schnell wie wenn die Drossel zuschlägt.

LTE-Angebote erkennt man zuverlässig daran, dass groß und deutlich LTE draufsteht. Ist nur von „Highspeed-Internet“ die Rede, steht in der Leistungsbeschreibung etwas von „HSDPA-Speed“ oder tauchen irgendwo im Kleingedruckten die Begriffe UMTS oder 3G auf, dann handelt es sich nur um ein UMTS-Angebot mit allen Einschränkungen.

Netzfrage

Verschärfen kann man die Probleme noch durch die Wahl des falschen Netzes. Zwar gilt als Faustregel, dass die Netze der Telekom und Vodafone am besten ausgebaut sind und O2 in der Fläche deutlich hinterher hängt, das sind aber nur Durchschnittswerte. Lokal und regional kann auch O2 die Nase durchaus einmal vorne haben. Sind Sie viel überregional unterwegs, auch in ländlichen Gebieten, sollten Sie eher zu Vodafone oder der Telekom greifen. Sind Sie meistens in heimischen Gefilden unterwegs, wissen Sie vermutlich bereits, welches Netz in Ihrer Gegend am besten funktioniert.

Jeder Kunde hat einen Rechtsanspruch darauf, seine Rufnummer bei einem Anbieterwechsel zu behalten. Genauer gesagt bezieht sich dieser Anspruch aber nur darauf, die Nummer mitnehmen zu dürfen. Das Mitbringen einer Rufnummer ist ins Belieben des Anbieters gestellt. Seit einiger Zeit klappt das aber auch bei den Prepaid-Anbietern ganz gut.

Möchten Sie wechseln, müssen Sie das Ihrem jetzigen Anbieter mitteilen, der Ihnen anschließend bestätigt, dass er Ihre Nummer für eine Portierung freigegeben hat. Wenn Sie Prepaid-Kunde sind, müssen Sie für die Portierung ein Guthaben mindestens in Höhe der Gebühr Ihres Anbieters auf dem Konto der Mobilfunkkarte haben, das können maximal 30,72 Euro sein.

Wird die Rufnummer eines Prepaid-Vertrags portiert, erlischt dieser dadurch. Anders bei einem Laufzeit-Vertrag: Hier wird dem alten Vertrag eine neue Nummer zugewiesen. Wer den Vertrag nicht mehr benötigt, muss ihn explizit und formgerecht kündigen, also meistens schriftlich.

Nicht ohne meinen Ausweis

Zum Kasten: Guthaben aufladen

Beim Abschluss von Prepaid-Verträgen müssen Kunden seit 1. Juli 2017 ihren Ausweis vorlegen. Die Maßnahme soll der Terrorbekämpfung dienen; ihre Wirksamkeit ist jedoch umstritten. Länder wie Israel oder die USA, die ansonsten sehr scharfe Anti-Terror-Gesetze haben, verzichten offenbar auf die Erhebung solcher Daten.

Die Ausweispflicht trifft nur Prepaid-Kunden. Bei Laufzeitverträgen geht der Gesetzgeber davon aus, dass der Anbieter alle erforderlichen Maßnahmen zur Feststellung der Identität des Vertragspartners trifft, um sich vor wirtschaftlichen Schäden zu schützen.

Die SIM-Karte bekommt man zwar in vielen Fällen mit normaler Post zugeschickt, für die Aktivierung muss man sich dann aber namentlich identifizieren. Praktisch kann man zwischen einer Identifikation im Ladengeschäft, beispielsweise per Postident, oder einer Identifikation per Videochat wählen. Letzteres klappt an PCs oder Notebooks mit Webcams ebenso wie an Tablets oder Smartphones mit Frontkamera. Der Vorgang dauert rund zwei bis drei Minuten, oft kommen aber Wartezeiten hinzu, bis ein Mitarbeiter frei ist. Durch die Identifikation entstehen den Anbietern zwar zusätzliche Kosten, eine spürbare Auswirkung aufs Preisniveau hatte die Einführung der verpflichtenden Identifikation aber nicht.

Fast alle Angebote gelten nicht pro Monat, sondern nur für vier Wochen. Der kleine Unterschied hat erhebliche Wirkung: Statt zwölf Mal im Jahr wird der Kunde dreizehn Mal zur Kasse gebeten. Zwar erhält er dafür auch dreizehn Mal das vereinbarte Freivolumen, aber unterm Strich zahlt er rund acht Prozent mehr an den Anbieter, als eine erste Überschlagsrechnung nahelegt.

Wenn ein Anbieter mit solch einer Masche durchkommt, ziehen alle anderen nach. Früher waren 30 Tage Laufzeit bei Prepaid die Regel, inzwischen haben fast alle Anbieter auf vier Wochen Laufzeit umgestellt, nachdem die Kunden den kleinen Unterschied offensichtlich nicht bemerkten.

Genau hinschauen muss man auch bei den SMS. Früher wurden Telefonate und SMS in der Regel einheitlich berechnet. Sogenannte Einheiten konnten entweder als Telefonminuten oder als SMS verbraucht werden. Seit kaum mehr jemand SMS verschickt, haben viele Anbieter die SMS-Pauschaltarife aus ihrem Angebot entfernt.

Die richtige Wahl

Tabelle
Tabelle: Smartphone-Tarife mit voller Kostenkontrolle (Teil 1)
Tabelle
Tabelle: Smartphone-Tarife mit voller Kostenkontrolle (Teil 2)

Einschränkungen bei der Leistung gegenüber Laufzeitverträgen gibt es bei Prepaid-Angeboten nicht mehr; in allen Netzen steht LTE mit voller Datenrate zur Verfügung, wenn man das richtige Angebot wählt. Nur spezielle Optionen wie Multi-SIM, also mehrere SIM-Karten für einen Vertrag, oder Festnetznummern fürs Handy sind bei Prepaid-Angeboten derzeit noch nicht erhältlich.

Prepaid-Verträge sind im Vergleich zu Laufzeitverträgen besonders günstig für Kunden, die im Monat 2 Gigabyte Datenvolumen oder weniger verbrauchen. Da der Anbieter kein wirtschaftliches Risiko eingeht, wird ein Prepaid-Vertrag nicht bei der Schufa vermerkt, wo er womöglich den Score drücken würde. Prepaid-Verträge bieten volle Kostenkontrolle und sind damit auch für Kinder und Jugendliche geeignet. (uma@ct.de)