c't 21/2018
S. 58
Test
Actionspiel
Aufmacherbild

Romantischer Spinner

Peter Parker bekämpft als akrobatischer Superheld fiese Schurken in Sonys Action-Adventure der Superlative

Statt die Spider-Man-Werdung zum zigsten Mal aufzuwärmen, erzählt Insomniac Games in Marvel’s Spider-Man von einem gereiften Peter Parker, der tagsüber meist in einem Hightech-Labor arbeitet, sich auf seinen College-Abschluss vorbereitet und vorzugsweise abends auf Verbrecherjagd geht.

Die durchweg unterhaltsame Geschichte wechselt zwischen Superhelden-Exkursionen mit Action und Krawall zu ruhigeren Szenen, in denen Peter Parker mit seiner Ex-Freundin Mary-Jane flirtet, Geld von Tante Mae borgt oder mit deren dubiosem Boss über Obdachlosenhilfe spricht. Häufig löst man kleine Rätsel, die mehr zur Abwechslung als zum Gehirnschmalz-Test dienen. Gleichermaßen lässig sind die Episoden inszeniert, in denen der Spieler Mary-Jane als Reporterin durch Räume schleichen lässt und Kombinationsrätsel löst. Die Entwickler haben diese linearen Szenen in angenehmen Intervallen in die Handlung eingefügt, was dem Spieler gelegentliches Durchatmen erlaubt.

Denn Spider-Mans Leben ist aufregend. Immer dann, wenn er nicht das Böse bekämpft, schwingt er sich durch die Häuserschluchten von Manhattan. Mit wenigen Tasten bewerkstelligt der Spieler beachtliche Wendemanöver zwischen Wolkenkratzern: Richtungsänderungen gelingen genauso leicht wie Wandläufe und gezielte Hüpfer auf ein verfolgtes Fahrzeug. Damit wirken die ungemein eleganten Schwungszenen noch griffiger als in den von Publisher Activision verantworteten Spider-Man-Titeln. Die Kämpfe verlangen bereits auf der niedrigsten der Schwierigkeitsstufe höchste Aufmerksamkeit, denn die Gegner sind zahlreich und clever. Spezial-Gegner erfordern besondere Kampfstrategien. Einem maskierten Ganoven muss man seinen metallenen Schild entreißen, während man Elektroknüppel schwingende Knilche am besten mit einem Netzwurf lähmt und die Scharfschützen von hinten k.o. schlägt. Die Schleichszenen sind nicht ganz so fein austariert, aber sie dämpfen das hohe Action-Tempo zwischendurch angenehm. Wegen der treffsicheren Scharfschützen und knackigen Levelbosse muss der Spieler mit häufigem „Game over“ rechnen, die faire Spielstandsicherung beugt aber der Frustration vor. Motivierend wirkt das Upgrade-System für die Verbesserung von Fähigkeiten, was in Kombination mit den rund zwei Dutzend freischaltbaren Superhelden-Anzügen einen Anreiz schafft, selbst die zigste Verfolgungs-Nebenmission in Angriff zu nehmen und in den Kämpfen neue Kombos und Gadgets auszuprobieren.

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