c't 20/2018
S. 62
Hintergrund
E-Mobilität
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Up and Down

Kleinst-E-Mobilität in den USA – ein Selbstversuch

Kleine E-Fahrzeuge wie Tretroller werden als Heilsbringer für zukünftige Mobilitätskonzepte gehandelt. In den USA sind diese Überbrücker der letzten Meile mancherorts schon Realität. Wir haben sie ausprobiert und nicht nur Gutes zu berichten.

Was schießt Ihnen durch den Kopf, wenn Sie an Stadtverkehr in den USA denken? Wahrscheinlich eine Blechlawine, die sich Stoßstange an Stoßstange zwischen Häuserschluchten auf überfüllten Straßen langsam voranschiebt. Für die meisten US-amerikanischen Großstädte trifft das auch zu. Doch im Land der Pickups und günstigen Spritpreise findet langsam ein Umdenken statt. Getrieben wird der Wandel aber nicht von der Politik, sondern wie schon oft vom Ideenreichtum im Silicon Valley.

Unternehmen wie Uber und Lyft haben in den USA den Individualverkehr innerhalb weniger Jahre umgekrempelt: In vielen kleineren Städten gibt es praktisch gar keine Taxis mehr, und selbst in Großstädten findet man sie oft nur noch vor Hotels oder Flughäfen. Wer eine Fahrgelegenheit braucht, greift zum Smartphone und bestellt sich einen privaten Fahrer. Doch das löst das Problem der vollen Straßen nicht – und umweltfreundlich ist es ebenso wenig. Nun wittern junge Start-ups die nächste Marktlücke, die nebenbei die Mobilität auf kurzen Strecken und der letzten Meile zwischen ÖPNV-Haltestellen und dem gewünschten Ziel neu definieren könnte: Kleinst-E-Mobile. Flinke Gesetzgebung oder das Ausnutzen von Gesetzeslücken sorgten dafür, dass Tretroller mit Elektroantrieb in vielen Städten der USA legal gefahren werden dürfen. Für kurze Strecken sind solche Gefährte ideal. Aber sie sind teuer in der Anschaffung, zu unhandlich, um sie täglich in der Wohnung aufzuladen – und wohin mit dem rund 15 Kilo schweren Tretroller am Zielort?