c't 17/2018
S. 66
Hintergrund
Quantenkryptografie
Aufmacherbild
Bild: Österreichische Akademie der Wissenschaften

Quantensicher verschlüsselt

Verschränkte Photonen sollen Kommunikation in Europa schützen

Forscher in China haben es vorgemacht und mit quantenverschränkten Lichtteilchen eine sicher verschlüsselte Satellitenkommunikation aufgebaut. Die Europäische Kommission will die Quantentechnologie fördern und nimmt dafür eine Milliarde Euro in die Hand. Ihr erstes Ziel: eine europäische Infrastruktur für Quantenkryptografie.

Fluch der Zukunftstechnik: „Bereits in zehn Jahren knackt der Quantencomputer 1024-Bit-public-Key-Systeme“, sagt Professor Jonathan Dowling von der Louisiana State University voraus. Der US-Pionier in der Quantenforschung referiert Anfang Juli in einer der obersten Etagen des IBM Watson IoT Center München, mit Blick auf Allianz-Arena und Schwabing. Auf der Fachkonferenz, veranstaltet durch das Netzwerk Münchner Kreis, wollen 170 Teilnehmer aus Wirtschaft und Forschung die Bedeutung der Quantentechnologie ergründen. In einer Abwandlung des Mooreschen Gesetzes postuliert Dowling: „Wir erleben derzeit, dass sich die Zahl der verfügbaren Qubits alle sechs Monate verdoppelt.“

Die Einschätzung von Dowling bedeutet nichts weniger als das erwartbare Ende unserer heutigen Public-Key-Infrastruktur. Transportsicherung wie in Banküberweisungen, Zertifikate zum Beispiel für Software-Updates und natürlich auch für vertrauliche Daten sind dann nicht mehr sicher. Zwar arbeiten Wissenschaftler weltweit an neuen Verschlüsselungssystemen, die sogenannte Post-Quantum-Kryptografie, aber was deren verlässliche Algorithmen für die Zukunft sein können, steht heute noch in den Sternen.